
Würzburg – 1952 begann Hans Heer als „Zeitungsausträger, der auch fotografieren kann“ beim Fränkischen Volksblatt. Fast ein halbes Jahrhundert blieb er der Zeitung treu und wie konsequent er die Erwartungen der Stellenanzeige von damals übererfüllte, lässt sich zu seinem 85. Geburtstag in der Würzburger Stadtbücherei bewundern. Rund um das Lesecafé sind die ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Abzüge Heers ausgestellt, viele Besucher haben sich die ästhetischen Zeitdokumente bereits angesehen und bei einem nachmittäglichen Ausstellungsgespräch herrschte nun besonders großer Andrang.
Stadtheimatpfleger Hans Steidle würdigte den Fotografen und Kameramann, der unmittelbar nach dem Krieg erst in Heidingsfeld das Karosseriebauen gelernt hatte, als Bildchronist und Porträtist Würzburgs mit dem verinnerlichten Gefühl für den richtigen Augenblick. Ob bei der seltenen Begegnung von Staatmännern in Würzburg oder beim Festhalten alltäglicher Marktszenen, habe er viele einmalige Augenblicke über Jahrzehnte verweilen lassen.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt nahm die Ausstellung und den runden Geburtstag zum Anlass, Hans Heer als Anerkennung für seinen „Spiegel der Zeit“ den Tanzenden Schäfer zu überreichen. Als Jahrgang 1930 gehöre Heer der Generation seines Vaters an und so wie Schuchardts Sohn beispielsweise die Wiedervereinigung Deutschlands nur noch aus dem Geschichtsunterricht kenne, erschließe sich dem Oberbürgermeister die Zeit des zerstörten Würzburgs und die ersten Jahre des Wiederaufbaus eben auch nur noch aus den Berichten und Bildern der Zeitzeugen von damals. Den Verstand erreiche man dabei durch das Herz und dafür seien Heers Bilder „mit viel Kraft und Würze“ ideal.
Als dann auch noch Mainpost-Geschäftsführer David Brandstätter in das Loblied einstimmte und betonte, dass Heer all seine Bilder in einer Zeit schuf, als Fotografie noch nicht den heutigen Stellenwert in einer Tageszeitung genoss und oftmals weder Druckqualität noch Größe den Werken gerecht wurden, war der Mann, der normalerweise zu jedem Bild auch noch eine kleine Anekdote parat hat ,für einen Augenblick fast sprachlos. Er bedankte sich kurz und keck. Erst beim anschließenden Rundgang durch die Ausstellung hatte sich Heer von den vielen Komplimenten wieder erholt und erzählte mit vielen humorvollen Seitenhieben von seinen Lieblingsmotiven aus rund 50 Jahren Würzburger Stadtgeschichte.
Die Ausstellung ist noch bis zum 11. April in der Stadtbücherei zu sehen.