Bürgersozialpreis 2016: Unterstützung durch Gebärden -  wuerzburg24.com

Bürgersozialpreis 2016: Unterstützung durch Gebärden

Würzburg – Nach Bekanntgabe des Preisträgers gingen im Ratssaal viele Hände in die Höhe. Die sich drehenden Hände an ausgestreckten Armen signalisieren Menschen, die nicht hören können, hier wird gerade viel Applaus gespendet. In diesem Fall für den ehrenamtlichen Einsatz der Hospizgruppe Gehörlose, der nun mit dem Bürgersozialpreis der Stadt Würzburg belohnt wurde.

„Sterben ist mehr als der letzte Atemzug. Es ist kein Prozess, der von einer auf die andere Minute endet“, führte Sozialreferentin Hülya Düber an ein Thema heran, das die Menschen gerne verdrängen, auch wenn sie gleichzeitig große Ängste haben einmal einsam im Krankenhausbett zu sterben. Hospizdienste bieten generell eine wichtige Begleitung in dieser letzten Lebensphase und führen beispielsweise lange Gespräche.

Gebärdensprache im Krankenhaus

Wenn Patienten jedoch nur in Gebärdensprache kommunizieren können, kommen Hilfs- oder Pflegedienste an ihre Grenzen. Gerlinde Koch und Doris Ehrenreich sahen genau diese Dramatik und waren bereit, sich mit ihren Fähigkeiten zu engagieren. Im Jahr 2001 richteten sie sich an Wolfgang Engert, den damaligen Hospizbeauftragten der Diözese. Dieser half zu Beginn bei der Gruppenbildung und dann über viele Jahre bei der Ausbildung und Fortbildung. Heute wird die Gruppe durch ein kirchliches Trio betreut: Pastoralreferentin Claudia Walter von der Katholischen Hörgeschädigtenseelsorge, Pfarrer Horst Sauer von der Evangelischen Gehörlosenseelsorge und von Engerts Nachfolgerin Pastoralreferentin Gudrun Heid.

Die Weltanschauung der Patienten spielt für die Gruppe, die auf rein ehrenamtlicher Basis Krankenhäuser oder Heime besucht, keine Rolle. Inzwischen ist man mit Hed-da Benesch, Erna Kübert, Ursula Merz und Hospizbegleiter Herbert Geisler zu sechst. Mit Einfühlungsvermögen und ihren besonderen kommunikativen Fähigkeiten bringen sie sich ein, wo Trauer, Isolation und Verzweiflung drohen. Fortbildungen und Erfahrungsaustausch untereinander garantieren ein hohes Niveau der Arbeit, sie sind aber natürlich auch eine weitere zeitliche Belastung, die in diesem Ehrenamt zu erbringen ist.

Keine einfache Aufgabe für die Jury

Die Jury stand angesichts der weiteren Nominierungen vor keiner einfachen Aufgabe. Bürgermeister Adolf Bauer hatte bereits in seiner Begrüßung deutlich gemacht, dass der ehrenamtliche Einsatz für geflüchtete Menschen – mit bis zu 1500 registrierten Helfern – sozusagen nur die Spitze des Eisbergs sei. Das Bürgerengagement in Würzburg habe ein sehr breites Spektrum und ein Festakt wie dieser, wie auch das Preisgeld von 1.500 € – großzügig aufgerundet durch den Lions-Club Würzburg-West – sei nur eine kleine symbolische Geste, um einmal Dankeschön zu sagen.

Der Stadtrat entschied sich schließlich einstimmig für die Auszeichnung der Hospizgruppe, Düber ging in Ihrer Rede jedoch auf jede Nominierung zumindest mit einigen kurzen Sätzen ein. Zum Festakt eingeladen und ebenfalls mit großen Applaus bedacht wurden: der Verein „Das sind wir!“, die Würzburger Kindertafel, der Fairkauf-Kleiderladen, die Gruppe der Sonenstrahlen in der Geriatrischen Rehaklinik der AWO, die Akkordeongruppe „Merry Melody“, das Projekt „Liebe im Karton“ und die Einzelpersonen Barbara Krumme, die sich für Grünhelme e.V. engagiert, wie auch Werner Günther, der seit 30 Jahren Chorleiter der „Xanxgrubbe“ ist.

Stehempfang mit guten Gesprächen

Bei so vielen engagierten und meist gleichzeitig auch äußerst kreativen Persönlichkeiten waren gute Gespräche beim anschließenden Stehempfang garantiert. Auch der Fachvortrag von Claudia Leitzmann vom Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement hallte nach. Sie hatte mit vielen Beispielen aufgezeigt, was Menschen ein Leben lang lernen, wenn sie sich ehrenamtlich engagieren. Man müsse sich als Ehrenamtlicher immer wieder selbstbewusst vor Augen führen, dass nicht nur im beruflichen Kontext komplexe Anforderungen verlangt seien.

Ursula Wichtermann und Christian Holzinger vom Aktivbüro der Stadt Würzburg hatten den Festakt vorbereitet. Das Trio „Abou Fakher – Schneider – Hermes“ begleitete den Abend mit jazzigen
Oud-Piano-Bass-Stücken. Die Musiker sind auch Teil der großen Ehrenamts-Szene Würzburgs und haben in das Projekt „Willkommen mit Musik“ ebenfalls ihre individuellen Fähigkeiten eingebracht und dem Allgemeinwohl zur Verfügung gestellt.


Bild: Bereits 15 Jahre ist die Hospizgruppe Gehörlose im ehrenamtlichen Einsatz: Doris Ehrenreich, Gerlinde Koch, Ursula Wichtermann vom Aktivbüro, Thomas Kestler (Lions-Club Würzburg-West), Ursula Merz, Hedda Benesch, Klaus Friederich (Lions), Erna Kübert, Herbert Geisler und Sozialreferentin Hülya Düber (von links). (Foto: Georg Wagenbrenner)

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