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„Leighton“ heißt nun eine Straße am Hubland

Würzburg – Aus Planstraßen mit schmucklosen Namen werden individuelle, unverwechselbare Adressen: Dass die Entwicklung des Hublands stetig voranschreitet, kann man nun auch auf dem Stadtplan ablesen. 15 neue Straßennamen hat Oberbürgermeister Christian Schuchardt im Rahmen des Baustellenfestes am Sonntag auf dem Gelände der Landesgartenschau 2018 präsentiert.

Bereits im Juli 2016 hatte der Würzburger Stadtrat die Widmung der Straßen in den Planungsquartieren „Am Rottendorfer Tor“, „Am Terrassenpark“, „Quartier am Park“ sowie „Skyline Hill“ beschlossen. Die „Rottendorfer Straße“ ist hierbei eine etablierte Bezeichnung, deren Verlauf aber künftig einen zusätzlichen Haken durchs Wohngebiet abbilden wird. Daneben kommen neun Persönlichkeiten und sechs örtliche beziehungsweise historische Bezüge zu Ehren.

Ein Schilderbaum am Hublandplatz bot den Besuchern am Sonntag eine Übersicht. Wer die Straßen am Hubland hätte ablaufen wollen, wäre eine Weile unterwegs gewesen – auch wenn künftig nur noch acht Kilometer Straße das Hubland durchziehen. Zu Kasernenzeiten waren es 15 Kilometer! Am Ende aller Baumaßnahmen wird dank der ausgeklügelten Rahmenplanung ein Drittel weniger Fläche versiegelt sein als bislang. Die neuen Hubland-Anschriften reichen vom Nordwesten bis zum Südosten der früheren Leighton Barracks. Eine „Leightonstraße“ gibt es auch künftig.

Namensgeber ist ursprünglich der Kommandeur der 4. gepanzerten Infanteriedivision im 10. US-Infanterie-Bataillon, John A. Leighton, der im Zweiten Weltkrieg am 19.07.1944 in Frankreich gefallen ist. Ebenfalls an die amerikanische Geschichte des Areals erinnert die „Skyline-Hill-Straße“, der neue Markenname mit amerikanischem Sound wird bei der Vermarktung des geplanten Gewerbegebiets helfen.

John-Skilton wird in Würzburg schon länger als ein Held der Wiederaufbaujahre verehrt, nun bekommt der US-Kunsthistoriker, der wenige Monate nach der Zerstörung Würzburgs mit einer provisorischen Abdeckung das heutige Weltkulturerbe, die Würzburger Residenz, vor noch größeren Schäden an Fresken und Stuck bewahrte, eine nach ihm benannte Straße.

Die Adressen „Hublandplatz“, „Am Terrassenpark“, „Am Alten Flugfeld“ oder die Verlängerung des „Elferwegs“ – diese Widmungen dürften selbsterklärend sein. Nicht jeder wird hingegen wissen, dass die Rottendorfer Straße in historischen Aufzeichnungen auch als „Alte Fernstraße“ bezeichnet wurde, dies schlägt sich nun in der Umbenennung des Streckenabschnitts nieder, der im „Quartier III“ künftig für eine Verkehrsberuhigung sorgen soll.

Und was haben die weiteren Persönlichkeiten gemeinsam, die man künftig auch ins Navigationsgerät eingeben kann, wenn das Ziel Hubland heißt? Sie alle stehen für Kultur, Wissenschaft oder Nähe zur Universität Würzburgs:

  • Dr. Georg Fuchs war von 1990 bis 1996 Zweiter Bürgermeister. Der Kinderarzt wirkte zudem viele Jahre als Landesvorsitzender des Marburger Bundes und Vizepräsident der Bayerischen Ärztekammer.
  • Der Universalgelehrte Athanasius Kircher starb 1680 in Rom. In Würzburg war der in der Rhön geborene Jesuit bis 1631 Professor für Mathematik, Astronomie und Ethik.
  • Der Philosoph und Psychologe Franz Brentano (1838-1917) studierte und lehrte ebenfalls an der Universität Würzburg. Sein Werk hatte starken Einfluss auf Sigmund Freud.
  • Auch nach Agnes Sapper (1852-1929) wird am Hubland eine Straße benannt. Die in Würzburg gestorbene Jugendbuchautorin gilt als eine der erfolgreichsten deutschen Schriftstellerinnen des frühen 20. Jahrhunderts. Ihre Gesamtauflage wurde 1980 auf 2 Millionen Bücher geschätzt.
  • Ferdinand Tietz (1708-1777) war einer der bedeutendsten Bildhauer des süddeutschen Rokoko. Er wirkte unter anderem am Main. Zu seinen Werken, die für Würzburg eine ganz besondere Bedeutung haben, zählt der „Tanzende Schäfer“ – bekannt geworden auch als Porzellanabbildung, die der Oberbürgermeisters als persön-liche Auszeichnung vergibt. Das Original steht im Veitshöchheimer Rokokogarten.
  • Der Pianist und Komponist Norbert Glanzberg (1910-2001) erhielt im Jahr 2000 den Kulturpreis der Stadt Würzburg. 1924 mit seiner Familie nach Würzburg gezogen, flüchtete er später aufgrund seiner jüdischen Abstammung vor den Nazis nach Frankreich. Insbesondere mit Filmmusiken feierte er große Erfolge.
  • Elisabeth Scheuring (1897-1971) veröffentlichte über viele Jahre Mundartgedichte, Geschichten und Illustrationen in der Main Post, das Werk hat auch durch den Sammelband „Leut und Kinner“ von 1982 viele Menschen erreicht und das alte Grombühl und sein Eisenbahnermilieu liebevoll bewahrt.

Bild: Herzensangelegenheit: Zur Schilderenthüllung mit Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Bürgermeister Adolf Bauer und zahlreichen Mitgliedern des Würzburger Stadtrats waren auch Ursula Fuchs, die Witwe von Dr. Georg Fuchs, sowie Serge Glanzberg, der in Paris lebende Sohn des Komponisten, und weitere Freunde der Familien ans Hubland gekommen. (Foto: Georg Wagenbrenner)

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