Ausstellung: Kunst und Demenz – verborgene Schätze -  wuerzburg24.com

Ausstellung: Kunst und Demenz – verborgene Schätze

Würzburg – Menschen mit Demenz profitieren von der Beschäftigung mit Kunst. Beim Betrachten von Kunst wie auch bei selbstständiger Kreativität werden Persönlichkeitsbereiche aktiviert, die von der Krankheit wenig oder gar nicht betroffen sind. Kunst weckt Erinnerungen und ruft Emotionen hervor.

Die Ausstellung „Kunst und Demenz – Verborgene Schätze“ im Oberen Foyer des Rathauses zeigt noch bis 27. Juni die Ergebnisse therapeutischen Arbeitens mit Menschen mit Demenz. Die Ausstellung entstand mit Unterstützung der Alzheimer Gesellschaft Würzburg/Unterfranken und HALMA e.V.

„Es geht nicht darum, ein schönes Werk zu erschaffen, sondern den Schaffensprozess zu erleben, den Kontakt mit dem Material zu spüren, Farben zu sehen, Erinnerungen zu verarbeiten oder einfach Assoziationen hochkommen zu lassen. Auch wenn das Kognitive schwindet, wenn die Sprache geht, wenn das Ausführen einer zielgerichteten Bewegung immer schwerer wird – die Seele wird nicht dement“, weiß Natalia Ehlerding, 1. Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Unterfranken. Gemeinsam mit weiteren Kunst- und Musiktherapeuten arbeitet sie seit Jahren mit dementen Menschen. Ihre Herangehensweise, ihre Annäherung an die Seelen der Menschen und welche Ergebnisse dabei herauskommen, zeigt die Ausstellung.

Die Leiterin des Fachbereichs Kultur, Sybille Linke, eröffnete die Ausstellung und würdigte die „sehr beeindruckende Ausstellung“: „Kunst fördert verborgenen Schätze zutage. Verborgene Schätze sind auch die Bilder und Skulpturen, die bei dieser Ausstellung zu sehen sind. Sie zeigen uns, dass demente Menschen sehr viel mehr können, als wir ihnen zutrauen. Sie lassen uns Demenz mit anderen Augen sehen, geben Einblick in die Welt der Kranken. Sie machen uns betroffen, evozieren Empathie, ermöglichen Verständnis und lassen Berührungsängste schwinden.“ Auf diese Weise, so Linke, trage die Ausstellung dazu bei, die Voraussetzungen für ein respektvolles, wertschätzendes Miteinander von Menschen mit und ohne Demenz zu schaffen. Sie nannte noch weitere Projekte wie Pauline Fügs „Demenzpoesie“ oder das Konzert für Menschen mit und ohne Demenz im Rahmen des Mozartfestes, die „qualitätsvoll auf Menschen mit Demenz zugehen.“

Die Ausstellung zeigt verschiedene Wege, mit demenzkranken Menschen kreativ zu arbeiten, vorgestellt werden das museumspädagogische, kunsttherapeutische und ergotherapeutische Arbeiten. Wie ein Autodidakt mit dem Medium Holz umgeht, zeigen die Werke von Alfred Popp. Im Seniorenheim St. Thekla bietet seit 2013 ein Projekt, bei dem es um das Entdecken von Bildwelten geht, Menschen mit Demenz wieder Zugang zur eigenen Fantasie und eigenem Können.

Ein weiterer Weg ist die Musiktherapie. Prof. Dr. Thomas Wosch ist Leiter des Studiengangs Musiktherapie und des Musiklabors an der FHWS, der Hochschule für angewandte Wissenschaften. Er betreibt gemeinsam mit der Aalborg Universität in Dänemark, der Anglia Ruskin University Cambridge und der Universität Melbourne Grundlagenforschung, entwickelt Interventionen und qualifiziert Musiktherapeuten. „Kunst, das Schöne, bleibt erhalten und verfügbar trotz aller Abbauprozesse“, sagte er bei der Ausstellungseröffnung, „und das ist die gute Nachricht. Durch die Verbindung von Emotion und Bewegung werden die Menschen gefördert. Die Arbeit mit Dementen ist eine Arbeit voller Ehrfurcht, denn die gesamte Autobiografie spielt dabei eine Rolle, das ganze Leben der Menschen fließt mit ein und spiegelt sich wieder.“

In Deutschland leben gegenwärtig fast 1,6 Millionen Demenzkranke, bis zum Jahr 2050 wird ein Anstieg auf 3 Millionen prognostiziert. Bei den 65 bis 69-Jährigen liegt der Anteil bei einem Prozent, bei den über 90-Jährigen sind heute schon fast 40 Prozent betroffen. 2014/2015 wurde erstmals im deutschsprachigen Raum eine umfassende wissenschaftliche Studie zu den therapeutischen Potenzialen von Kunsttherapie bei Demenz durchgeführt. Es zeigten sich eine deutliche Steigerung des seelischen Wohlbefindens und des Kommunikationsverhaltens, sowie eine spürbare Verbesserung der Beziehung zu den betreuenden Angehörigen.

Die Ausstellung ist bis einschließlich Dienstag, 26. Juni 2018 zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen, Montag bis Donnerstag 8 bis 18 Uhr und Freitag 8 bis 13:30 Uhr.


Bild: Sybille Linke, Fachbereichsleiterin Kultur der Stadt Würzburg, eröffnete die Ausstellung (3. v.li.), die Veranstalter und Therapeuten v.li: Prof. Dr. Thomas Wosch (Leiter Musiktherapie FHWS), Klaus Popp (HALMA e.V.), Sophia Kippes (Museumspädagogin Museum im Kulturspeicher), Natalia Ehlerding (1. Vorsitzende Alzheimer Gesellschaft Würzburg / Unterfranken), Claudia Schleupner-Müller (Ergotherapeutin). (Foto: Claudia Lother)

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