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Phantastische Wesen auf dem Campus

Würzburg – Auf dem Hubland-Campus gibt es Lebensräume für Tiere, die man dort nicht vermutet hätte. Solche wertvollen Biotope zu erhalten und weitere zu schaffen: Dafür setzt sich die Initiative „Lebendiger Campus“ ein.

Biologiestudent Mathias Bär sammelt auf seinem Laptop interessante Bilder und Videos. Aufgenommen hat er sie mit Kamerafallen – zum Beispiel in der Heckenlandschaft rund ums Biozentrum. Die Bilder belegen, dass es auf dem Campus der Uni Würzburg Igel, Feldhasen, Rehe und eine kleine Marderfamilie gibt. Aber auch andere Tiere fühlen sich dort wohl. Tiere, mit denen Bär nicht im Geringsten gerechnet hatte.

Mitten in der Hecke ist der Student auf einen Dachsbau gestoßen. Auf einem Video hat er auch die nächtlichen Streifzüge zweier Dachse festgehalten. Dazu sind ihm Aufnahmen gelungen, die zeigen, wie ein Dachs in den Bau hineingeht und ihn wieder verlässt. Während der Beobachtungszeit ist außerdem ein zweiter, neuer Dachsbau entstanden. „Das zeigt, dass die Dachse tatsächlich auf dem Campus leben und nicht nur zufällig mal dort vorbeilaufen.“

Für Bärs Masterarbeit ist das ein schönes Resultat. Er schreibt über die Säugetiervielfalt auf dem Hubland-Campus. Titel der Arbeit: „Phantastische Campuswesen – und wo sie zu finden sind“.

Campus hat großes Potenzial für Biodiversität

Der weitläufige und grüne Hubland-Campus ist nicht nur reich an Säugetieren. Stark gefährdete Vögel wie Wiedehopf und Wendehals wurden dort schon gesichtet, ebenso Zauneidechsen und Schlingnattern. Dazu kommt eine Vielzahl von Insekten und Pflanzen, darunter seltene Schmetterlinge, Käfer und Ameisen sowie Orchideen.

Diese Biodiversität wird nun systematisch erfasst. Daran arbeitet seit Sommer 2018 die Initiative „Lebendiger Campus“. Rund 50 Personen sind darin ehrenamtlich aktiv – vom Studenten bis zur Professorin. Bei der Beschreibung des Ist-Zustands soll es aber nicht bleiben. „Wir wollen die Biodiversität auf dem Campus auch fördern“, sagt Dr. Sara Leonhardt, Wissenschaftlerin am Lehrstuhl Zoologie III.

Zehn Kleinbiotope werden kartiert

Darum sind auf dem Campus bislang zehn Kleinbiotope entstanden – Leonhardt spricht scherzhaft von „Wuselflächen“. Der Technische Betrieb der Uni mäht diese Areale nur noch einmal im Jahr, so dass sich nach und nach mehr Leben entfalten kann. Die Helferinnen und Helfer der Initiative kartieren dort regelmäßig die Vielfalt an Tieren und Pflanzen.

An den Kartierungen können sich auch Bürgerinnen und Bürger beteiligen. Wer über den Campus spaziert, findet an den Wuselflächen Informationstafeln mit dem Aufruf, selbst beobachtete Tiere und Pflanzen zu melden. Diesen Teil des Projekts betreut der Zoologe Fabrice Requier.

Aktionstag 12. Oktober: Neue Strukturen für die Wuselflächen

Jetzt will sich die Initiative daranmachen, die Kleinbiotope weiter aufzuwerten. „Wir werden Stein- und Holzhaufen anlegen, um noch mehr Lebensräume für Tiere zu schaffen“, sagt Dr. Peter Biedermann, Wissenschaftler am Lehrstuhl Zoologie III, der die Initiative gemeinsam mit Sara Leonhardt leitet.

Die Aktion soll am Samstag, 12. Oktober 2019, stattfinden. Wer mithelfen will, ist willkommen. Sollte es an diesem Tag regnen, wird die Aktion verschoben auf Samstag, 19. Oktober. Der aktuelle Stand lässt sich ein bis zwei Tage vorher auf der Website der Initiative abfragen. Dort findet man auch Kontaktmöglichkeiten und weitere Infos.

Initiative „Lebendiger Campus“

„Lebendiger Campus“ bietet nicht nur Freiwilligen die Möglichkeit, sich im Angesicht des Insekten- und Artensterbens für mehr Biodiversität einzusetzen. Studierende können im Rahmen der Initiative auch ihre Bachelor- oder Masterarbeiten schreiben – so wie Mathias Bär es tut.

Beteiligte und Förderer

An der Initiative „Lebendiger Campus“ sind Angehörige verschiedener Biologie-Lehrstühle und ein Team vom Lehrstuhl für Europäische Ethnologie / Volkskunde beteiligt. Stark engagiert ist auch das Referat Ökologie der Studierendenvertretung. Professorin Barbara Sponholz, Vorsitzende der Nachhaltigkeitskommission der Uni Würzburg, ist ebenfalls in die Aktivitäten eingebunden. Finanzielle Unterstützung erhielt die Initiative bislang vom Universitätsbund Würzburg sowie von der Würzburger Umwelt- und Naturstiftung.


Bild: Einer der Dachse, die Biologiestudent Mathias Bär auf dem Hubland-Campus der Uni Würzburg gefilmt hat. (Bild: Mathias Bär / Universität Würzburg)

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