Peter C. Ruppert Preis für Konkrete Kunst geht an Dóra Maurer -  wuerzburg24.com

Peter C. Ruppert Preis für Konkrete Kunst geht an Dóra Maurer

Würzburg – Sehr bewegt und fast ein wenig ungläubig über die große Auszeichnung: Dóra Maurer hat am Freitagabend die Verleihung des „Peter C. Ruppert Preises für Konkrete Kunst in Europa 2013“ mit großer Freude entgegen genommen.

„Es ist für mich eine sehr große Überraschung, denn ich hatte mich schon darüber gefreut, hier im Museum im Kulturspeicher ausgestellt zu werden.“ Dabei wurde der Preis doch an „eine der Besten“ vergeben, formulierte es Peter C. Ruppert. Denn Dóra Maurer hat einen unverwechselbaren Bildbegriff geschaffen.

Die Vergabe des Peter C. Ruppert Preises für Konkrete Kunst wurde in diesem Jahr aus dem üblichen dreijährigen Turnus herausgenommen und um ein Jahr verkürzt. Die Preisverleihung, deren Schirmherrschaft der Generalsekretär des Europarates innehat, war damit Teil der Feierlichkeiten „40 Jahre Europapreis“. Bei der Preisverleihung waren daher auch die Teilnehmer der dreitägigen Vollversammlung der Europapreisträgerstädte zu Gast.

Laudator Dieter Bogner, Universitätsdozent in Wien, honorierte Dóra Maurers Werk, das neben der Malerei auch Film, Fotografie, Grafik und Collage umfasst. Besonders in der Malerei verschaffte sich die gebürtige Ungarin eine unverwechselbare Position innerhalb der Konkreten Kunst. Seit Mitte der 1970er-Jahre entwickelte sie „Displacements“, eine Folge von aneinander stoßenden Quadraten, durch farbige Rahmen bestimmt. Durch Verschieben der Umrisslinien führt die Künstlerin diese zu neuen Formgefügen. „Gestaltbildung- und Gestaltauflösung im Fluss der Zeit“ nennt Laudator Dieter Bogner diese Verschiebung der Umrisslinien, durch die der Betrachter auch da vollständige Quadrate sieht, wo wegen der Verschiebung eine Linie mitten durch ein Quadratfeld läuft. Überhaupt ist die Beteiligung des Betrachters, dessen Auge auch aus fragmentarischen Elementen die gesamte Form visuell zusammensetzt, für Dóra Maurer entscheidend.

In Fortführung der Displacements entstanden „Quasibilder“. Wie im Quasi-Bild „Schritt 124“ 1984/1986 in der Sammlung Ruppert im Museum im Kulturspeicher zu sehen, gewinnt Dóra Maurer die farbige Struktur durch Überlagerung verschiedener rechtwinkliger Formen, die sie nur teilweise realisiert. Diesen Quasi-Bildern folgen „Overlappings“: Mit Hilfe von Projektionen entstehen Formschöpfungen mit gekurvten Umrisslinien, die scheinbar die Zweidimensionalität des Bildes verlassen, um vor der Wand zu schweben. Sie kommen dem Betrachter regelrecht entgegen, sehr beeindruckend zu sehen in „Overlappings, Werkgruppe 13, Nr. 388“ in der Sammlung Peter C. Ruppert. Systematisches Untersuchen, Auseinandernehmen, Neuzusammensetzen, das ist Dóra Maurers Weg der Konkreten Kunst.

Oberbürgermeister Georg Rosenthal, der den Peter C. Ruppert Preis überreichte, würdigte die Konsequenz und klare Methodik der ungarischen Künstlerin, aber auch ihre vielfältige Lehrtätigkeit. Ihr Werk wurde bis heute in Ausstellungen neben Ungarn in Italien, Österreich, Finnland, Deutschland und New York gezeigt und ist in international bedeutenden Sammlungen vertreten. Im Museum im Kulturspeicher sind drei Werke aus charakteristischen Phasen ihrer Arbeit zu sehen, dazu hat Dóra Maurer selbst noch zwei weitere Leihgaben für das Museum im Kulturspeicher zur Verfügung gestellt. Preisträger vor Dóra Maurer waren François Morellet (2008) und Heijo Hangen (2011).

Dóra Maurer studierte von 1955 bis 1961 an der Hochschule für Bildende Künste in Budapest und lehrte unter anderem an der Hochschule für Angewandte Kunst und an der Hochschule für Bildende Kunst in Budapest. 2003 hat sie sich mit dem Thema „Audiovisualität“ habilitiert. Seit 1965 wurden ihre Arbeiten in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen international ausgestellt.

Peter C. Ruppert (*1934), Berlin, rief 2004 die gleichnamige Stiftung ins Leben, die das Preisgeld für die Auszeichnung zur Verfügung stellt. Zusammen mit seiner Frau Rosemarie trug er in mehr als drei Jahrzehnten eine Sammlung zusammen, die aktuell rund 390 Gemälde, Plastiken und Objekte von 234 Künstlern aus 23 Ländern Europas umfasst. Seit dem Jahr 2002 ist diese Sammlung im Museum im Kulturspeicher Würzburg als Dauerleihgabe beheimatet.

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