Würzburg – Seit 1975 ist die Buchhandlung am Dom im Würzburger Kilianshaus eine Anlaufstelle für alle, die christliche Literatur und Kunstgegenstände suchen. Das breit gefächerte Sortiment umfasst rund 50.000 Werke mit dem Schwerpunkt christliche und theologische Literatur, Krippen und religiöse Kunstgegenstände, Kalender, Postkarten und Geschenke. Doch nach 44 Jahren ist nun Schluss.
Am 2. Dezember beginnt offiziell der Ausverkauf. Sophie und Joachim Kern hören aus Altersgründen zum 31. Dezember 2019 auf und die Inhaberin Susanne Kern möchte den Betrieb nicht ohne die Unterstützung ihrer Eltern weiterführen. „Wir haben die Entscheidung zu dritt gefällt. Dieser Schritt ist uns nicht leicht gefallen und wir haben lange darüber nachgedacht, bis der Entschluss feststand“, sagt Susanne Kern.
Schon als 16-Jährige half sie an den Wochenenden in der Buchhandlung mit. Nach dem Abitur studierte sie in Würzburg Betriebswirtschaftslehre und stieg 2002 als Geschäftsführerin in den Familienbetrieb ein. Damals war die Generalsanierung des Kilianshauses noch in vollem Gange. „Eineinhalb Jahre waren wir ausgelagert“, erzählt Susanne Kern. Während des Umbaus wurde das Geschäft in die Herrenstraße 3 verlegt. Damals habe man gescherzt, dass das Haus „ent-Kernt“ worden sei. Durch den Umbau gewann die Buchhandlung ein zweites Stockwerk dazu. Bei der Segnung der neuen Räume im Januar 2003 bezeichnete Generalvikar Karl Hillenbrand die Buchhandlung als „Kommunikationszentrum für kirchliche Mitarbeiter“.
„Ich mag den Kontakt mit den Kunden. Zu uns kommen Menschen in allen Lebensstationen“, sagt Susanne Kern. Das beginne bei der Hochzeit, gehe über Geburt und Taufe bis zur Kommunion und Firmung. Nicht zu vergessen die kirchlichen Feste wie Ostern und Weihnachten. Egal, ob es um eine Karte zur Geburt, ein Buch zu einem besonderen Anlass oder Krippenfiguren geht: „Es macht Spaß, die Kunden bei diesen religiösen Ereignissen zu begleiten und zu beraten. Wir werden viel gefragt für Geschenke und für die Gestaltung des christlichen Lebens.“
Vor allem der Verkauf von Weihnachtskrippen habe ihnen immer viel Freude gemacht, ergänzen Sophie und Joachim Kern. Die Buchhandlung habe viele Stammkunden, erzählt Susanne Kern. „Es ist eine sehr nette Kundschaft.“ Nicht nur aus Würzburg und dem Umland kämen interessierte Menschen, sondern auch aus Frankfurt oder Heidelberg. Für Priester und Priesterseminaristen sei die Buchhandlung ein beliebter Treffpunkt. Auch viele Touristen haben die Kerns schon kennen gelernt. „Durch die Kreuzfahrtschiffe kamen schon Touristen aus Miami, Ohio, Utah und Australien zu uns.“
Immer wieder habe es auch Sonderveranstaltungen gegeben. So habe in der Weihnachtszeit einmal ein Schnitzer live eine Krippenfigur geschnitzt. Als 2013 das neue „Gotteslob“ herauskam, stellte Bischof Friedhelm Hofmann das neue Gebet- und Gesangbuch in der Buchhandlung vor. „Wir haben die Auslagentische beiseitegeschoben und etwa 100 Stühle aus dem Museum am Dom ausgeliehen. Es war eine tolle Veranstaltung, zu der viele Kunden kamen“, erinnert sich Susanne Kern. Neben den Kunden wird den Kerns noch etwas fehlen – die Glocken des Kiliansdoms. „Das Glockenläuten wurde immer sehr bewundert. Die Leute waren davon immer sehr beeindruckt“, erzählt Familie Kern.
Bild: Die Buchhandlung am Dom schließt nach 44 Jahren im Familienbesitz zum Jahresende ihre Türen. (Foto: Kerstin Schmeiser-Weiß / (POW)