Würzburg – Der Kreisverband Mainfranken-Rhön des Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. erteilt Gedanken, die Linie 6 ins Hubland oder eine andere Straßenbahnstrecke nicht bauen zu wollen eine klare Absage. „Solch eine langfristige Investition zahlt sich für die Stadt auf jeden Fall betriebswirtschaftlich aus, angefangen von eingesparten Bussen und immer teuerer werdenden Diesel bis hin zu zusätzlichen Einnahmen durch Umsteiger vom Auto“, sagt Aljoscha Köhler, Schatzmeister des VCD-KVs.
„Auch für die Allgemeinheit ist eine Strassenbahn ein Segen, sei es durch hohen Fahrkomfort, oder durch vermiedene Abgase und Lärm“, bilanziert VCD-Vorstand Köhler weiter. „Wer sich fachlich informiert, kennt diese Hintergründe“, ergänzt Christian Loos, Vorsitzender des Kreisverbandes. „Nicht nur bauen viele Städte in Europa ihre Tram-Netze aus oder neu auf, sondern vielen Kommunen (so auch dem ähnlich grossen Darmstadt) gelingt dies auch recht schnell“, so Loos weiter.
„Bereits der enorme Verzug und mehrfach verschobene Baubeginn bei der Verlängerung in Grombühl zum ZIM/ZOM (sowie der Stillstand bei der Umgestaltung der Haltestellen am Bahnhofsvorplatz) zeigen, dass die Verantwortlichen offfenbar nicht in der Lage sind, wichtige Straßenbahnprojekte kompetent zu planen und umzusetzen. Die nun zu Tage tretenden Probleme bei der Linie 6 sind also kein Zufall“, ist sich VCD-Vorstand Köhler sicher.
Bei der Planung der Linie 6 nahm man anfangs noch Verbesserungsvorschläge von Verbänden und Bevölkerung auf, so bei der Platzaufteilung in der Theaterstrasse, der Lage der Haltestelle am Theater, dem Erhalt der vier Alleen in der Schwarzen Promenade und der Führung durch den Ringpark. Im Frauenland dagegen nahm man dann aber mit einer 08/15-Trassierung keine Rücksicht auf die Interessen der Anwohner und provozierte so die hohe Zahl an Widersprüchen, die nun als Erklärung für die Verzögerungen präsentiert werden. Ein klarer Fehler der Verantwortlichen, ist sich der VCD sicher.
Im Vergleich der drei miteinander bezüglich Streckenlänge, Fahrgastpotential, Feinabstimmungszeit und Fertigstellung sehr ähnlichen süddeutschen Universitäts-Straßenbahnprojekte Würzburg, Ulm und Mainz belegt Würzburg jetzt mit Abstand den letzten Platz. Damit kann man im Wettbewerb um Rahmenbedingungen in den Oberzentren für das Wirtschaftsgut Bildung nicht punkten, sondern verprellt wichtige Bevölkerungsschichten.
Dass ein gutes Projektmanagement bei Strassenbahnbau – auch nach jahrelangen Stillstand – möglich ist, zeigt Herr Wortmann in Ulm und Herr König in München, beide sind die Chefs ihrer Verkehrsbetriebe. Der VCD fordert nun ein entschlossenes Handeln der Politik. „Notfalls muß auch nach geeignetem Personal Ausschau gehalten werden, um das für die Stadt so wichtige Zukunftsprojekt Straßenbahnausbau kompetent und zielstrebig voranzubringen. Die momentan Verantwortlichen haben gezeigt, daß sie es nicht können“, resümiert Köhler.