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Aus dem „Efeuhof“ wird die „Behr-Halle“

Würzburg – Er ist ein Kleinod des gesamten Rathauskomplexes und war dennoch über Jahre hinweg in einem Dornröschenschlaf. Aufpoliert und aufgehübscht hat der Efeuhof des Rathauses, westlich des Grafeneckarts, nun eine dezente Dachkonstruktion aus Glas und Stahl erhalten, die vor Regen, Eis und Schnee schützt und dennoch einen fast freien Blick in den Himmel erlaubt.

Mit dem neuen Antlitz erhält der Hof auch einen neuen Namen. Oberbürgermeister Christian Schuchardt taufte ihn bei der Eröffnung am Samstag; der Efeuhof heißt nun „Behr-Halle“.

Weder Name noch Datum der Eröffnung sind willkürlich gewählt. Die Behr-Halle erinnert an den 1. Bürgermeister Wilhelm Josef Behr, der von 1821 bis 1832 die Geschicke Würzburgs bestimmte. Staatsrechtler Behr begeisterte sich für nationale und liberale Ideen, ins Amt des 1. Bürgermeisters von Würzburg wurde er am 3. April 1821 gewählt. Er war auch Mitglied der Bayerischen Kammer der Abgeordneten und 1848 der Frankfurter Nationalversammlung. „Behr ist vor allem“, so Oberbürgermeister Christian Schuchardt in seinem Grußwort, „bekannt als Vorkämpfer des Rechtsstaates, der Volkssouveränität und der kommunalen Autonomie.“ 1822 gründete Behr die städtische Sparkasse in Würzburg.

Als Ehrung Behrs enthüllte Schuchardt bei der Eröffnung der Halle eine eigens gefertigte halbplastische, großformatige Medaille, die das Porträt Wilhelm Joseph Behrs zeigt. Sie basiert auf einer Auszeichnung, die die Stadt Würzburg seit 1983 Gruppierungen oder Einzelpersönlichkeiten verleiht, die sich in außergewöhnlicher Weise in bürgerschaftlicher Mitarbeit hervorgetan oder für die Demokratie in Würzburg besonders eingesetzt haben. Eingeführt wurde diese Auszeichnung unter Oberbürgermeister a.D. Klaus Zeitler.

„Kleine multifunktionale Halle“

Die neue Behr-Halle, der Oberbürgermeister bezeichnete sie in seiner Eröffnungsrede als „kleine multifunktionale Halle“, ist ein überdachter, witterungsgeschützter Außenraum. Belichtung, Belüftung und Beleuchtung des bisherigen Hofes und der angrenzenden Büroräume sind so sichergestellt. „Ich freue mich auf eine Belebung der Halle in der wärmeren Jahreszeit mit Ausstellungen, Konzerten, Empfängen, Hochzeiten und lade gerade auch die Würzburger Privattheater herzlich dazu ein, dieses Angebot zu nutzen“, wünscht sich der Oberbürgermeister. Durch die Überdachung wird der bisherige Hof für kulturelle Zwecke und kleine Empfänge für bis zu 199 Personen nutzbar. „Das Rathaus ist auch ein Spiegel der Stadtgeschichte und zeugt vom Wandel kommunalen Selbstverständisses. So öffnet sich das Rathaus heute, da Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger großgeschrieben, immer weiter.“

Möglich sei die Realisierung dieses Projekts jedoch erst geworden aufgrund der „großzügigen Unterstützung durch die Sparkassenstiftung“, dankte Schuchardt. Die Kosten für den Umbau wie auch die Sanierung der Fassade der Behr-Halle lagen bei etwa 375.000 Euro, die Sparkassenstiftung förderte die Maßnahme mit 340.000 Euro. Auch Bernd Fröhlich, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mainfranken, bezog sich in seiner Rede auf Wilhelm Josef Behr, den Gründer der Sparkasse, damals zur Daseinsvorsorge aller Menschen. Mittlerweile sei die Sparkasse Mainfranken die viertgrößte Bayerns.

Mit Blick auf den künftigen Nutzungsschwerpunkt wurde die Eröffnung der Behr-Halle begleitet von der Ausstellung figürlicher Plastiken der Bildhauerin Hilde Würtheim und Klassikern der Opernliteratur, gesungen vom Opernchor des Mainfranken Theaters. Die „Persönlichkeiten“ Hilde Würtheims sind bis 26. April in der Behr-Halle zu sehen. Bekannt sind sie den Würzburgern spätestens seit der Landesgartenschau. Ein Merkmal der Tonfiguren ist deren körperliche Präsenz bei gleichzeitiger Zurückhaltung. Die Damen und Herren fügen sich in die Umgebung ein und laden zum leisen Dialog zwischen Betrachter und Raum. Mit 100 Litern Freibier, gespendet von Ratskeller-Wirt Kurt Schubert, Musik und Gesprächen rund um Kunst und Kultur feierten die Würzburger die Eröffnung.

Der ehemalige „Grafeneckartshof“

Als bischöflicher Besitz ist der Hof in den Archiven im Jahr 1225 zu finden. Als „Efeuhof“ bekannt war er seit Mitte der 1980er-Jahre. 1986 wurde der Südflügel des Rathauses mit dem heutigen Ratssaal fertiggestellt, der den Hof zum Platz Beim Grafeneckart abschließt. Mitte der 1990er-Jahre begann die Werkstattbühne mit Freilichtaufführungen, 1997 kam das Theater Ensemble hinzu. Außerhalb der Freiluftsaison blieb der Hof meist geschlossen und nur während des Weihnachtsmarktes bevölkert.

2011 wurde das Efeu entfernt. „Mit der Überdachung erhält Würzburg einen zusätzlichen Veranstaltungsraum mit dem Charme eines Open-Air-Raums“, so Schuchardt, der allen am Umbau Beteiligten dankte. Konzeptionell wurde der Umbau vom Fachbereich Zentraler Service, bautechnische von der Fachabteilung Hochbau begleitet.

Vorentwurf, Entwurf und Bauantrag wurden von Juni bis August 2017 von der Fachabteilung Hochbau in die Wege geleitet, ebenso war dort die Werkplanung und Ausschreibung angesiedelt. Nach Baubescheid im Dezember 2017 begannen die Arbeiten mit dem Aufbau des Gerüsts im April 2018, die Arbeiten waren Anfang September 2018 abgeschlossen.


Bild: Enthüllung des Reliefs des Namensgebers Behr: v.li. die ehemaligen Vorstandsvorsitzenden und Mitglieder der Sparkasse Mainfranken Manfred Oster, Hans Diehm, Rudolf Fuchs, der amtierende Vorstandsvorsitzende Bernd Fröhlich und rechts Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Bürgermeister Adolf Bauer, Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake, und die beiden Oberbürgermeister a.D. Georg Rosenthal und Klaus Zeitler. (Foto: Claudia Lother)

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