Neuer Lehrpfad im Botanischen Garten

Neuer Lehrpfad im Botanischen Garten

Die heimische Pflanzenwelt erkunden: Das ist ab sofort auf einem neuen Lehrpfad im Botanischen Garten der Uni Würzburg möglich. Die Schautafeln dort präsentieren auch einige überraschende Fakten zur mainfränkischen Vegetation.

Der Sommer 2015 bricht Hitzerekorde und es regnet sehr wenig. Darum sehen viele Gärten und Parks inzwischen wie verdorrt aus. Doch ein Besuch im Botanischen Garten der Uni Würzburg lohnt sich weiterhin: Die Gärtner tun ihr Bestes, damit die Besucher auf ihre Kosten kommen. Die Fläche mit nordamerikanischen Präriepflanzen zum Beispiel steht üppig blühend da – „obwohl wir sie in diesem Jahr nicht einmal gewässert haben“, wie Kustos Gerd Vogg sagt. Offenbar kommen die Präriegewächse gut mit diesem Sommer zurecht.

Wer in den Botanischen Garten kommt, kann oberhalb vom Tropenhaus eine neue Attraktion ansehen: den Lehrpfad „Heimische Pflanzenwelt“. An elf Stationen erfährt man auf ausführlichen Schautafeln Wissenswertes über Wald, Wiese, Ufer & Co. Betont werden einige Besonderheiten der Region – etwa der mainfränkische Trockenrasen, der mit seinen sehr speziellen Pflanzengesellschaften an manchen Hängen entlang des Mains zu finden ist.

Sanddünen am Main und wenig Wein

Viele Lehrpfadbesucher dürfte es überraschen, dass es am Main sogar „Dünen“ gibt: Solche kargen Sandmagerrasen finden sich zum Beispiel in der Nähe von Volkach. Ihnen ist eine eigene Tafel gewidmet; die passende Anschauungsfläche mit Silbergräsern und anderen Sandspezialisten wurde für den Lehrpfad extra neu angelegt. Überraschendes bietet auch die Station, die sich mit Feldern, Nutzpflanzen und Ackerkräutern befasst. Dort erfährt man, dass Mainfranken eben nicht gleich „Weinfranken“ ist, wie es das  Regionalmarketing hin und wieder behauptet: Weinreben stehen nur auf zwei Prozent der mainfränkischen Landwirtschaftsfläche, Getreide dagegen auf fast 70 Prozent.

Stationen mit QR-Codes und zum Schluss ein Quiz

Überblick über die Stationen des Lehrpfads „Heimische Pflanzenwelt“. (Bild: Botanischer Garten Uni Würzburg)
Überblick über die Stationen des Lehrpfads „Heimische Pflanzenwelt“. (Bild: Botanischer Garten Uni Würzburg)

Der neue Lehrpfad beginnt am Teich oberhalb des Tropenhauses und führt durch verschiedene Freilandabteilungen des Gartens. An einigen Stationen bieten QR-Codes Zugang zu weiterführenden Informationen, etwa zu einem kurzen Film über den Einsatz von Wasserbüffeln zur Wiesenbeweidung im Hafenlohrtal. Der Pfad endet mit einer Quiz-Station, an der auf drehbaren Tafeln viele Fragen gestellt und Antworten gegeben werden.

Finanzierung durch Ministerium und Freundeskreis

Finanziert wurde der Lehrpfad „Heimische Pflanzenwelt“ zum größten Teil vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, das dafür rund 4.200 Euro bewilligte. Pro planta e.V., der Freundeskreis des Botanischen Gartens, steuerte weitere 3.400 Euro bei. Dass das Geld gut angelegt ist, davon überzeugte sich die Vereinsvorsitzende Ursula Rdest in dieser Woche bei einem Ortstermin. „Wer den Botanischen Garten in vielfältiger Weise unterstützen möchte, kann gerne bei uns Mitglied werden“, so Rdest.

Zur Vorgeschichte des Lehrpfads

Warum ausgerechnet ein Lehrpfad über die heimische Pflanzenwelt? „Eine Befragung von Besuchern hat ergeben, dass sie den Botanischen Garten überwiegend als Ort mit exotischen Pflanzen sehen“, sagt Professor Markus Riederer, Leiter des Botanischen Gartens, „und dabei haben wir so viel mehr zu bieten.“

Der Lehrpfad solle darum die Freilandabteilungen mit heimischen Pflanzen „aufwerten“ und sie für Studentenexkursionen und Schulklassen noch attraktiver machen. Für Schulen sei ein Besuch des Lehrpfads durchaus interessant: „Zum Lehrplan in der Grundschule zum Beispiel gehört das Thema ‚Wiese‘, das wir in unserem Lehrpfad schön aufgearbeitet haben“, sagt Gerd Vogg. Jede Zielgruppe finde auf den Tafeln die passenden Informationen.

Vogg hat den Lehrpfad gemeinsam mit dem Lehramtsstudenten Martin Bernhardt erarbeitet, der dazu seine Zulassungsarbeit geschrieben hat. In praxisorientierten Lehrveranstaltungen zum Thema Umweltbildung haben auch Bachelor-Studierende über Gestaltung und Inhalte des Lehrpfads diskutiert und konnten so ihre Ideen einbringen.

Aufklappbare Baumstämme und Bohlenweg

Montiert wurden die Lehrpfad-Tafeln von Mitarbeitern des Botanischen Gartens. Die sind weiterhin am Werkeln, denn noch ist der Lehrpfad nicht ganz vollendet: Er soll in den nächsten Tagen um aufklappbare Baumstämme ergänzt werden, an denen sich das Holz der wichtigsten Baumarten betrachten lässt. Für die neue Abteilung des Sandmagerrasens entsteht noch ein Bohlenweg; die Pflanzen für den „Rasen“ werden derzeit angezogen und vermehrt.

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