Würzburg – Ein abgerissener Vorbau, eine Baugrube vor dem Haus, ein rückgebautes Foyer und veränderte Kapazitäten bei Gastronomie und Garderobe: Das Mainfranken Theater Würzburg hat seine erste Spielzeit bei laufendem Baubetrieb absolviert. Das Publikum hielt seiner Bühne in der Saison 2018/19 dabei in großen Teilen die Treue.
Insgesamt strömte es rund 129.000 Mal in die Vorstellungen des Mainfranken Theaters. Das sind knapp 11.000 Besuche weniger als in der vorangegangenen Spielzeit. Besonders erfreulich: Die Zahl der Studierenden in den Zuschauersälen verdoppelte sich. Sie stieg von 6.550 (2017/18) auf jetzt 12.300 an. Die Gesamtauslastung lag bei knapp 72 Prozent (Vorjahr: 73%). Die Umsatzerlöse betrugen nach noch vorläufigen Ergebnissen 2,6 Millionen Euro (Vorjahr: 2,8 Mio. €).
Zwei Jahre in Folge hatte das Würzburger Theater seit 2016/17 Zuwächse verzeichnet, nicht zuletzt auch dank besonderer Außenevents wie beispielsweise Vorstellungen auf der Landesgartenschau 2018 mit mehr als 6.000 Besuchern. In seiner ersten Saison bei laufendem Baubetrieb registrierte das Vierspartenhaus nun einen Besucherrückgang. „Aufgrund der vorherigen Steigerungen bewegen wir uns weiterhin auf einem respektablen Niveau“, bewertet Intendant Markus Trabusch die Zahlen der Spielzeit 2018/19. Besonders freue es ihn, dass es gelungen sei, viele Studierende für das Haus zu gewinnen. „Die Verdopplung der studentischen Besuche durch das Semesterticket zeigt das Interesse auch von jungen Menschen an zeitgemäßem Theater“, so Trabusch.
„Auch wenn in der jetzt abgeschlossenen Spielzeit die Besucherzahlen und somit auch die Eintrittserlöse deutlich unter den Erwartungen blieben, kann es solche Ausreißer immer einmal geben“, sagt Dirk Terwey, Geschäftsführender Direktor des Mainfranken Theaters. „Es lässt sich nicht vollumfänglich vorausberechnen, wie das Publikum auf die Angebote einer Spielzeit reagiert. Zudem stehen wir mitten in einem Umbruch. Ich bin dennoch sehr optimistisch, dass wir in der nun beginnenden letzten Saison im „alten Haus“ mit unseren spannenden Spielplanangeboten wieder viele Menschen in unser Haus locken werden“, resümiert Terwey.
Publikumslieblinge in jeder Sparte
Erneut brachte jede Sparte ganz besondere Publikumsmagneten hervor. So waren die Vorstellungen der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ – Wiederaufnahme ist am 29. September – nahezu ausverkauft. Die kleinen Besucher strömten zahlreich in die Uraufführung der Kinderoper „Siegfried, der kleine Drachentöter“. Wagners „Götterdämmerung“ stieß nicht nur beim Publikum, sondern auch bei den nationalen und internationalen Medien auf große Resonanz. Dass sich die Anstrengungen für ein Haus mittlerer Größe, solch eine Produktion zu wagen, gelohnt haben, unterstrich das renommierte Fachmagazin Opernwelt mit der Nominierung von Generalmusikdirektor Enrico Calesso als Dirigent des Jahres 2019.
Im Schauspiel gehörten unter anderem „Der Besuch der alten Dame“ und „Ronja Räubertochter“ zu den Publikumsrennern; ebenso die Kammerproduktionen „Das Buch von allen Dingen“ und – für eine Uraufführung nicht selbstverständlich – „Sisyphos auf Silvaner“. Der Einstandsabend „Chansons“ verbuchte die meisten Besuche im Programm der im September 2018 gestarteten neuen Tanzcompagnie für sich. Bei den Angeboten des Philharmonischen Orchesters Würzburg erfreuten sich Smetanas „Mein Vaterland“ und Tschaikowskis fünfte Sinfonie sowie die zahlreichen Konzertevents besonderer Beliebtheit. Der 2019 am Mainfranken Theater gegründete Junge Chor stellte sich erstmals mit Orffs „Carmina Burana“ vor ausverkauftem Haus vor.
Abseits des gängigen Repertoires punktete die Bühne mit neuen künstlerischen Handschriften und großer medialer Aufmerksamkeit in Fachmedien, Tagespresse, Fernsehen und Hörfunk. So inszenierte erstmals der bekannte Chansonnier, Autor, Regisseur und Schauspieler Dominique Horwitz am Mainfranken Theater („Ariadne auf Naxos“). Erkundungen des Stadtraums führten das Theater in die neue Behr-Halle (ehemals Efeuhof) des Rathauses, wo das Schauspielensemble in luftiger Atmosphäre und vor ausverkauften Plätzen „The Black Rider“ präsentierte.
Vermittlung und Vertrieb
Netzwerke und Kooperationen zu pflegen und Besucherbarrieren abzubauen, war auch in der Spielzeit 2018/19 ein Kernanliegen der Bühne. Theater- und Konzertpädagogik und die plattformX schufen vom Spielclub über das Orchesterkarussell bis zum Workshop diverse neue und bewährte Angebote für alle Altersstufen. Lesungen, Vortragsreihen und weitere Formate wurden mit dem Ziel entwickelt, spartenübergreifend Besuchsanlässe zu schaffen und neue Zielgruppen zu erschließen.
Im Bereich Marketing, Vertrieb und Kommunikation endete mit Abschluss der Saison 2018/19 auch ein Großprojekt: der Relaunch des Internetauftritts für das Mainfranken Theater und der damit verbundene Auf- und Ausbau einer Social-Media-Strategie. Neue Kooperationen, so etwa mit den Bürgerspital Weinstuben als Gastronomiepartner zur Produktion „Götterdämmerung“, eröffneten Synergien. Daneben betrieb das Theater weiterhin eine intensive Zusammenarbeit mit Medienvertretern und Marketingmultiplikatoren, lud ein zu Presseterminen, Key-Account-Veranstaltungen und Previews und organisierte und betreute rund 300 Journalisten- und Rezensentenbesuche im Haus. Die – durchweg positive – Berichterstattung in den klassischen Medien im Zusammenhang mit dem Mainfranken Theater entsprach in der Spielzeit 2018/19 einem hypothetischen Werbeäquivalenzwert von zirka 5,8 Millionen Euro.
Bild: Symbolbild Mainfranken-Theater Baustelle (Foto: wuerzburg24.com)