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Kulturmedaillen 2019: Von Zahlen, Größen und Nummern

Kulturmedaillen 2019: Von Zahlen, Größen und Nummern

Von der „nummer“ umzingelt: Rainer Binz (in der Mitte mit Auszeichnung) und Peter Grethler (blaues Jacket) sehen sich beim abschließenden Gruppenbild fast dem gesamten Redaktionsteam um Achim Schollenberger (mit Urkunde) und Angelika Summa (Medaille) der unabhängigen Würzburger Kulturzeitschrift gegenüber. Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Kulturreferent Achim Könneke vergaben im Ratssaal die diesjährigen Kulturmedaillen. (Foto: Georg Wagenbrenner)

Würzburg – Bei der Kulturmedaillenverleihung 2019 sind drei große Netzwerker der Kulturstadt Würzburg ausgezeichnet worden. „Bei ihrem Engagement haben die Preisträger nicht nur sich selbst und die eigenen Belange im Blick, sondern eben gleich einer ganzen Reihe von Akteuren geholfen, in unserer Stadt Fuß zu fassen“, sah Kulturreferent Achim Könneke einen gemeinsamen Nenner bei den Verdiensten des Förderers Peter Grethler, bei den Mitgliedern der „nummer“-Redaktion und beim langjährigen Leiter des Theaters Chambinzky Rainer Binz.

Oberbürgermeister Christian Schuchardt billigte diesem ungleichen Trio eine zentrale Rolle für Würzburg zu: „Kultur ist letztlich das, was unsere Stadtgesellschaft im innersten Kern prägt und zusammenhält. Und wie unsere Stadtgesellschaft selbst, verändert Kultur sich immer weiter und muss damit auch immer wieder neu ausdiskutiert werden. Die heutigen drei Preisträger haben sich in den letzten Jahrzehnten maßgeblich in diese Diskussion fruchtbar eingebracht.“

Stadtrat und Posthallen-Chef Joachim Schulz würdigte als Laudator Peter Grethlers Liebe zur Musik und Region. Er habe den Nachholbedarf bei der Förderung der jungen und urbanen Kultur als einer der Ersten erkannt und sei insbesondere in schweren Jahren – beispielsweise in den haushaltslosen Jahren – ein verlässlicher Partner gewesen: beim U & D, beim Stramu oder insbesondere auch beim „Preis für junge Kultur“ – hier bezeichnete Könneke ihn als Geburtshelfer. Als langjähriger Geschäftsführer der Distelhäuser Brauerei wirkte Grethler darauf hin, dass das Unternehmen vom Profit aus der Region wieder einen großzügigen Teil in die Stadt zurückgab und sich so ein kulturaffines Markenimage aufbaute.

Zahlreiche aktive Mitgliedschaften belegen eindrucksvoll, dass Grethler nicht nur ein Mann für willkommene Finanzzuschüsse, sondern ein leidenschaftlicher Macher im Ehrenamt ist. Beim U&D gehört er der Programmgruppe an, er ist im Vorstand des Genossenschaftskinos Central und im Förderverein Posthalle, um nur einige Posten aufzuzählen. In seiner kurzen Dankesrede betonte der Ausgezeichnete: „Wenn meine Frau mich wie bisher unterstützt, werde ich so weitermachen, auch wenn es finanziell nicht mehr so geht, wie zu der Zeit als ich noch die Brauerei im Rücken hatte.“

Für die Kulturzeitschrift „nummer“, die seit 2004 in mittlerweile 147 Ausgaben unab-hängig und in besonderer Qualität über die Themen Bildende Kunst, Theater, Architektur, Literatur, Kulturpolitik und Erinnerungskultur in Würzburg berichtet, hielt Dr. Thomas Neumann die Laudatio: „Ich verwende bewusst große Begriffe: Dieser intellektuell so feinen Zeitschrift geht es um Geist und die Lektüre beschert Mo-mente des Glücks“ lobte der Verleger die Redaktionsleitung um Angelika Summa, Achim Schollenberger und Wolf-Dietrich Weissbach.

Im Ratssaal waren viele weitere regelmäßige Autoren versammelt. Die Kunstkenner und oder Kunst-schaffenden erfuhren großes Lob für die klaren Standpunkte, ausdrucksstarke Schwarz-Weiß-Fotografien, eine mutige Themenauswahl und in Summe schlicht „alles andere als Wohlfühl-Feuilleton – mit Blick auf Gewinnmaximierung“. Zur Feier des besonderen Tages erschien die 147. Ausgabe am Tag der Preisverleihung mit einer minimalistischen Titelbild-Revolution, mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Die Lektüre wurde bei der Feierstunde mehrfach empfohlen. Am besten gegen 30 € im komfortablen Abo nach Hause, wie Dr. Neumann empfahl.

Summa dankte stellvertretend für das Nummer-Team den zahlreichen Weggefährten der Zeitschrift mit dem aktuell dreistelligen Titel. Auch die Werbepartner konnte sie einzeln aufzählen. Diesbezüglich sind die unabhängigen Blattmacher ebenfalls minimalistisch unterwegs und können mit einem außergewöhnlichen Verhältnis von redaktionellen Inhalten zum Anzeigenteil aufwarten.

Rainer Binz muss man bei einer Kulturveranstaltung in Würzburg nun sicher niemandem mehr vorstellen. Laudator Csaba Béke hatte aber eine Kurzbiografie mit vielen Anekdoten und liebevollen Details mitgebracht, die auch Kenner des Regisseurs, Schauspielers und Theaterleiters schmunzeln oder staunen ließen. Insbesondere erfuhr man einiges über die Jahre vor 1983, als Binz das Theater Chambinzky in der Valentin-Becker-Straße eröffnete. Beispielsweise, dass Binz zuvor in seiner Münchener Zeit schon einmal Heiner Lauterbachs Zweitbesetzung war oder wie beschaulich es im Vorläufer, dem „Café Theater Augustin“ in der Karmelitenstraße noch zuging, dürften die wenigsten (noch) gewusst haben.

Das Chambinzky übergab er 2018 – nach unzähligen Produktionen, einigen sehr erfolgreichen Dauerbrennern wie der immer wieder neu inszenierten „Feuerzangenbowle“ sowie zuletzt auch einer räumlichen Erweiterung im Kellergeschoss – in die Hände eines sehr dankbaren Nachfolgers, eben an Csaba Béke. Gerade auch dieser gelungene Generationenwechsel, nach über drei Jahrzehnten in denen Binz Würzburgs Theaterlandschaft mitgeprägt hat, würdigten Schuchardt und Könneke in ihren Reden. Zudem lobten sie das Engagement im städtischen Kulturbeirat beziehungsweise in der Kulturpolitik im Allgemeinen. Hier habe Binz auch manchen Konflikt nicht gescheut, was in abgeschwächter Weise vielleicht auch für seine Dankesworte im Ratssaal galt. Binz machte aber deutlich, wo für ihn die Grenzen verlaufen, man kann sich beispielsweise über Förderrichtlinien leidenschaftlich streiten, Schmähungen oder persönliche Beleidigungen wie man sie im Internet überall entdecken kann, sind seine Sache aber nicht.

Nach den drei Preisverleihungen gab es jede Menge Gesprächsstoff, zu dem das städtische Kasino im Foyer ein jahreszeitlich passendes Kürbiscremesüppchen reichte. Musikalisch umrahmt wurde der Abend von „Sara Teamusician“ mit Sarul Dubiel am Mikro und an der Gitarre sowie Janosch Korell am Kontrabass.


Bild: Von der „nummer“ umzingelt: Rainer Binz (in der Mitte mit Auszeichnung) und Peter Grethler (blaues Jacket) sehen sich beim abschließenden Gruppenbild fast dem gesamten Redaktionsteam um Achim Schollenberger (mit Urkunde) und Angelika Summa (Medaille) der unabhängigen Würzburger Kulturzeitschrift gegenüber. Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Kulturreferent Achim Könneke vergaben im Ratssaal die diesjährigen Kulturmedaillen. (Foto: Georg Wagenbrenner)

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