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Jehuda Amichai zwischen zwei Welten

Jehuda Amichai zwischen zwei Welten

Daniel Osthoff, Rosa Grimm und Bürgermeister Adolf Bauer bei der Eröffnung der Ausstellung. (Foto: Christian Weiß)

Würzburg – In einer spannenden und eindrucksvollen Ausstellung zeigt „Würzburg liest ein Buch“ das Leben des Autoren Jehuda Amichai. Auf 20 großformatigen Plakaten präsentiert die Ausstellung vor allem Fotos aus Familienbesitz und beschreibt die Kindheit, Auswanderung und spätere Besuche des Dichters in Würzburg.

Auch wenn Amichai in Würzburg relativ unbekannt ist, so hat er doch seiner Heimatstadt ein literarisches Denkmal gesetzt. „Jehuda Amichai ist nicht nur der größte Dichter des modernen Israels. Er ist auch der größte in Würzburg geborene Dichter zumindest der vergangenen 100 Jahre“, stellte Bürgermeister Adolf Bauer bei der Eröffnung der Ausstellung im Oberen Foyer des Rathauses heraus.

Amichais Werk „Nicht von jetzt, nicht von hier“ steht deshalb in diesem Jahr im Mittelpunkt der dritten großen Leseaktion von „Würzburg liest ein Buch“, die im April beginnt. Der Roman setzt sich mit der Spannung zwischen zwei Identitäten als Deutscher und als Jude auseinander – hier das Würzburg der Nachkriegszeit, die Stätte seiner Jugend, dort seine Lebenswelt in Jerusalem, in der er in eine persönliche Krise gerät. Jehuda Amichai wurde 1924 als Ludwig Pfeuffer in der Augustinerstraße in Würzburg geboren.

„Ich hatte eine gute Kindheit hier, wohlgeboren in einer tiefreligiösen Familie, harmonisch im schönen Würzburg“, berichtet er rückblickend über diese Zeit. Die Emigration der Familie 1935 nach Palästina rettete ihm das Leben. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er gegen Nazideutschland, später in vier weiteren Kriegen für die Unabhängigkeit und Fortexistenz Israels.

„Die Erinnerung an Würzburg spielt im Werk Amichais eine bedeutende Rolle“, so Bauer: Viele seiner Gedichte spielen an auf Dinge, die er hier gesehen hat, Vorgänge, die er hier erlebt hat oder Menschen, denen er hier begegnet ist. „Mit seinem Roman ‚Nicht von jetzt, nicht von hier‘ hält Amichai die Erinnerung an das reiche jüdische Leben in Würzburg wach, das durch die Shoa vernichtet wurde. Und er führt uns die ebenfalls von ihm selbst erlebte Judenfeindschaft und deren tödliche und zerstörerische Folgen vor Augen. Angesichts des erneuten Erstarkens von Rechtspopulismus, Fremdenhass und Antisemitismus in unserem Land ist es deshalb heute besonders wichtig, dass wir uns mit Amichais Leben und Werk beschäftigen,“ so Bauer.

Rosa Grimm, die in ihrer Einführung in die Ausstellung das Leben des Würzburgers Revue passieren ließ, betonte dass Amichai „ein Mensch voller Güte und Empathie“ gewesen sei. Grimm hat zusammen mit Daniel Osthoff die Ausstellung zum Leben und Wirken des Autoren zusammengestellt. Die zentrale Veranstaltungswoche von „Würzburg liest“ findet vom 19. bis 29. April statt unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Josef Schuster, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Würzburg und Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. In gut 100 Veranstaltungen setzt sich die Aktion mit Buch und Autor auseinander.

Die Ausstellung ist bis einschließlich Dienstag, 27. Februar, im Oberen Foyer des Würzburger Rathauses zu besichtigen. Die Öffnungszeiten sind: Montag bis Donnerstag 8 bis 18 Uhr und Freitag 8 bis 13.30 Uhr. 


Bild: Daniel Osthoff, Rosa Grimm und Bürgermeister Adolf Bauer bei der Eröffnung der Ausstellung. (Foto: Christian Weiß)

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