Website-Icon  wuerzburg24.com

Gedenken an Pogromnacht: „Zeigen wir Zivilcourage, wenn Menschen in ihrer Würde verletzt werden“

Bürgermeister Adolf Bauer bei der Gedenkstunde am Platz der ehemaligen Synagoge in Würzburg. (Foto: Christian Weiß)
Bürgermeister Adolf Bauer bei der Gedenkstunde am Platz der ehemaligen Synagoge in Würzburg. (Foto: Christian Weiß)

Würzburg – Mit einer Gedenkstunde am Platz der ehemaligen Synagoge in Würzburg hat Bürgermeister Adolf Bauer zusammen mit Josef Schuster, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken, sowie Regierungspräsidenten Paul Beinhofer den Opfern der Reichspogromnacht 1938 gedacht.

In seiner Rede schilderte Bauer anhand des Tagebuchs von Mischael Rosenberg, wie die jüdischen Mitbürger Würzburgs die Pogromnacht 1938 erlebten, wie die Israelitische Lehrerbildungsanstalt gestürmt und das Inventar zerstört wurde und wie Schüler und Lehrer anschließend ins Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert wurden. Er erinnerte an Alfred Katzmann, der sich aus dem Fenster stürzte, an den Weinhändler Ernst Lebermann, der an den Misshandlungen starb, und an Claire Rosenthal, die sich vergiftete, weil ihr Mann ins KZ verschleppt worden war.

„Brutale Gewalt und schrankenlose Willkür gegenüber den Angehörigen der jüdischen Minderheit herrschten in jener Nacht in ganz Deutschland. Tausende von Geschäften und Wohnungen wurden verwüstet und Hunderte von Synagogen und Gebetshäusern zerstört. Unzählige jüdische Bürgerinnen und Bürger wurden bedroht, misshandelt, ermordet oder in den Selbstmord getrieben“, sagt Bürgermeister Bauer.

Der Weg von der verbalen Diskriminierung zur handgreiflichen Verfolgung und von der Vernichtung der bürgerlichen Existenzen zur physischen Vernichtung in den Gaskammern der osteuropäischen Vernichtungslager ist erschreckend kurz gewesen, so Bauer. „Was unseren jüdischen Mitbürgern damals angetan wurde, erfüllt uns mit Trauer und Scham“, betonte Bauer: „Es ist für immer ein Teil unserer Geschichte. Wir können es nicht ungeschehen machen. Aber wir können verhindern, dass es jemals wieder zu solchen Gräueln kommt, indem wir die notwendigen Lehren aus der Geschichte ziehen.“

Alle seien aufgerufen, Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit zu ächten und ihnen entschlossen entgegenzutreten. „Jeder ist gefordert, sich einzumischen, wenn Angehörige von Minderheiten verächtlich gemacht oder ausgegrenzt werden. Niemand darf tatenlos zusehen, wenn Menschen wegen ihrer Herkunft oder ihrer Religion bedroht oder angegriffen werden“, betont der Bürgermeister: „Lassen wir es nicht zu, dass sich Antisemitismus in unserem Land weiter ausbreitet! Zeigen wir Zivilcourage, wenn Menschen in ihrer Würde verletzt werden! Und leisten wir einen Beitrag zu einem guten Miteinander aller Menschen in unserer Stadt!“

Schuster warnte vor einem Erstarken des Antisemitismus und erinnerte dabei an die jüngsten antisemitischen Taten in Deutschland. Er und Regierungspräsident Beinhofer betonten, dass sich ein derartiges Geschehen wie während der nationalsozialistischen Diktatur nie wiederholen dürfe.

Sei der Erste, der diesen Beitrag teilt!
Die mobile Version verlassen