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Fachlicher Austausch mit Mwanza: Touristisches Potential besser nutzen

Fachlicher Austausch mit Mwanza: Touristisches Potential besser nutzen

Kulturlandschaft als Erlebnis: Bei Volkach studierte die Delegation das Konzept „terroir f“ im Rahmen von „Wein.Schöner.Land!“ Von links: Bernd Schmitt, Stadt Würzburg; Kiomoni Kibamba, City Director Mwanza; George Mosha, SAUT; District Commissioner Mary Tesha; Delphine Kessy, SAUT; Bürgermeister James M. Bwire; Public Relations Officer Elirehema Kaaya. (Foto: Inge Löpsinger-Schmitt)

Würzburg – „Es ist gelungen eine regelrechte Aufbruchstimmung zu erzeugen. In Mwanza haben sich erstmals Verantwortliche vernetzt, die in dieser Konstellation bislang noch nicht zusammen am Tisch saßen und sie wollen sich weiterhin regelmäßig treffen und am gemeinsamen Ziel weiterarbeiten“.

Dieses Fazit zieht Dr. Helmer Vogel, Geograph an der Universität Würzburg, als eine positive Zwischenbilanz zum Projekt „Nachhaltiger Tourismus in Mwanza“. Zwei Wochen-Seminare brachten Experten aus der tansanischen Partnerstadt und Würzburg zusammen. Der fundierten Stärken-Schwächen-Analyse am Victoria-See, folgte nun der Besuch einer Delegation in Würzburg. Zahlreiche fränkische Experten aus den Bereichen Tourismus, Hotellerie und Marketing gewährten Einblicke in ihre Arbeit. In diesem Fach-Dialog war stets der Fokus: Welche Erkenntnisse lassen sich übertragen? Wo braucht es einen eigenen Weg?

Tourismus seit 2012

In Sachen Tourismus fängt Mwanza natürlich nicht bei Null an. Seit 2012 entstand am Victoria-See mit dem Malaika Beach Resort, Charcoal Ribs, Jembe Beach, The Gold Wappen, Wag Hügel oder Ryan’s Bay eine ganze Reihe exklusiver Hotels, die bestens geeignet sind auch hohe Standards im internationalen Tourismus zu erfüllen. Gestiegen ist zudem auch die Nachfrage nach attraktiven Reisezielen innerhalb des Landes – was sich noch vor wenigen Jahren nur eine kleine Elite leistete. Mwanza ist gut erreichbar. Der Flughafen „MWA“ bietet Minimum vier Verbindungen täglich nach Daressalam oder beispielsweise zu den internationalen Flughäfen am Fuß des Kilimandscharos und Nairobi.

Für einen Besuch in der schnell wachsenden Stadt am Victoria-See gibt es viele gute Gründe, was nun durch das Seminar noch einmal bestens dokumentiert wurde: Der See lockt für Kreuzfahrten, zum Angeln und Fischen und bietet interessante Inseln in nächster Nähe. Der Saa Nane Island Nationalpark besteht beispielsweise aus drei Inseln mit besonderer Flora und Fauna und kann noch als Geheimtipp in Tansania bezeichnet werden. Weltberühmt ist hingegen der Nationalpark Serengeti, den man in zwei Stunden mit dem Geländewagen erreichen kann. In der Stadt sind einige Häuser aus der deutschen Kolonialzeit erhalten geblieben. Ein Museum widmet sich zudem der Aufrechterhaltung und Pflege der Sukuma Kultur.

In der ersten Juniwoche wird hier das Bulabo gefeiert, ein farbenfrohes Erntedankfest mit Tanzwettbewerben. All diese Sehenswürdigkeiten und Attraktionen, wie auch die zentrale Lage im Norden Tansanias, sorgen dafür, dass sich faszinierende Rundreisen gut über die Station Mwanza planen lassen. Beziehungsweise man kann auch von der See-Metropole aus verschiedene Ziele ansteuern.

Hierbei gilt es nun kleinere – mitunter auch bürokratische – Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Wenn die örtliche Universität St. Augustine (SAUT), die Verwaltungen Mwanzas und Nyamaganas, Vertreter der Nationalparks, Reiseveranstalter, Hotelbetreiber oder die See-Behörde nun regelmäßig zusammen sitzen, kann man vieles direkt ansprechen, was bislang eher im Verborgenen für Unmut sorgte, sieht Dr. Bernd M. Schmitt in dem Projekt eine Riesenchance. Er stellte für die Stadt Würzburg den erfolgreichen Förderantrag bei Engagement Global (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).

Beispiel für touristisches Verbesserungspotential

Ein Beispiel für touristisches Verbesserungspotential im Kleinen: Reiseveranstalter beklagen sich über häufige und ausführliche Kontrollen ihrer Fahrzeuge. Dies kostet natürlich wertvolle Zeit auf dem Weg in die Nationalparks. Wenn hingegen in einem Geländewagen das passende Werk-zeug oder Reserverad fehlt, schafft es der Tourist bei einer Panne aber auch nicht zeitig in die Serengeti. Nun verhandelt man über angemessene Qualitätsstandards, die sich vielleicht auch durch einen Aufkleber an der Windschutzscheibe dokumentieren lassen. Durch einen Ehrenkodex, den alle Teilnehmer unterzeichneten, sprach man auch das heikle Thema Korruption offen an. Um beim Beispiel Fahrzeugkontrollen zu bleiben: Sicher hatte in der Vergangenheit nicht jeder Stopp durch einen Uni-formierten allein das Ziel, die Sicherheit von Safari-Teilnehmern zu erhöhen. Wenn solche negativen Erfahrungen in Online-Foren oder gar Reiseführern die Runde machen, bleiben Touristen aus.

Auch wenn es bislang nur wenige detaillierte Studien und belastbare Zahlen gibt, der Tourismus ist in Tansania längst eine wichtige Wirtschaftsgröße. Globale Vergleichs-zahlen von 2014 der Weltbank zeigen, dass Tansania die 2-Milliarden-Dollar-Grenze beim Umsatz bereits überschritten hat. Damit liegt man weltweit auf Rang 74 der Reiseländer und hat in den letzten Jahren beispielsweise Kenia zunächst eingeholt und dann auch überholt. Andere Länder Afrikas wie Südafrika, Ägypten, Marokko oder Tunesien spielen noch in einer anderen Liga, haben in den letzten 15 Jahren aber fast alle gehörige Schwankungen in der Tourismusbranche verkraften müssen, während Tansania auch aufgrund der stabilen politischen Lage und vergleichsweise wenig Kriminalität in den Städten kontinuierlich zulegen konnte.

Aktuell kommen über eine  Millionen internationale Touristen jährlich. Wenn das Angebot aus Hotels, Restaurants und Mobilitätsangeboten weiter mitwächst, kann man sicher auch die nächsten Jahre weiter zulegen. Tansania hat einen hohen Anteil stark individualisierter Reiseangebote. Diese Form des Reisens hat ihren Preis und hierin liegt das Potential für attraktive Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich – auch in Mwanza.

Der Tourismusexperte Dr. Vogel hat mit Delphine Kessy von der SAUT eine feste Ansprechpartnerin, die für die Projektwoche in Mwanza die wichtigsten Multiplikatoren einlud und nun auch der hochkarätigen Delegation um District Commissioner Mary Tesha und Bürgermeister James M. Bwire in Würzburg angehörte. Im Rathaus sorgt das Büro Würzburg International für kurze Wege zu Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der die Delegation auch zu einem gemeinsamen Abendessen einlud.

Die Ansiedlung auf hoher politischer Ebene unterstreicht die Bedeutung des Projekts „Nachhaltiger Tourismus“. Die Informationen und Anregungen im Museum für Franken, im Maritim Hotel, bei Congress-Tourismus-Wirtschaft, in der Franz-Oberthür-Schule, beim Mozart Fest, über den Tourismusverband Fränkisches Weinland oder die LGS 2018 erreichten direkt wichtige Entscheidungsträger.

Was sind nun die nächsten Schritte?

Die Treffen auf Arbeitsebene in Mwanza sollen regelmäßig und an verschiedenen Orten fortgeführt werden. Dies ermöglicht jeweils auch Einblicke der Akteure untereinander. Das lockere Netzwerk besteht schon jetzt aus rund 50 Personen. Spätestens zur Mainfranken-Messe bekommen die Würzburger wieder einen tiefen Einblick in das Projekt. Am 5. Oktober ist auf der Messe eine Online-Konferenz via Skype geplant. Die erarbeiteten Ergebnisse und Strategien sollen letztlich in eine 3-Jahres-Planung münden und die vielen touristischen Kräfte in der Partnerstadt weiter sinnvoll bündeln. Weitere Informationen und Bilder vom Besuch der Delegation unter www.wuerzburg.de/mwanza.


Bild: Kulturlandschaft als Erlebnis: Bei Volkach studierte die Delegation das Konzept „terroir f“ im Rahmen von „Wein.Schöner.Land!“ Von links: Bernd Schmitt, Stadt Würzburg; Kiomoni Kibamba, City Director Mwanza; George Mosha, SAUT; District Commissioner Mary Tesha; Delphine Kessy, SAUT; Bürgermeister James M. Bwire; Public Relations Officer Elirehema Kaaya. (Foto: Inge Löpsinger-Schmitt)

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