Mainfranken Theater stellt künftige Ballettleitung vor -  wuerzburg24.com

Mainfranken Theater stellt künftige Ballettleitung vor

Würzburg – Mit Beginn der Spielzeit 2018/19 wird Dominique Dumais als Ballettdirektorin die künstlerischen Belange der Tanzsparte am Mainfranken Theater verantworten. An ihre Seite tritt Kevin O’Day, der als „Artist in Residence“ die Compagnie trainieren, Dumais beraten und eigene Stücke erarbeiten wird.

Mit Dumais und O’Day holt Intendant Markus Trabusch ein ebenso profiliertes wie eingespieltes Team ans Haus, das zuvor 14 Jahre lang gemeinsam die Ballettsparte des Nationaltheaters Mannheim geleitet hat. Die Frankokanadierin Dumais und der in New York City aufgewachsene O’Day folgen auf Anna Vita, die noch bis zum Ende der Saison 2017/18 als Ballettdirektorin am Mainfranken Theater tätig sein wird.

Nach den Veränderungen im Musiktheater und Schauspiel, mit denen Markus Trabusch als Intendant des Mainfranken Theaters seit der Spielzeit 2016/17 die künstlerische Handschrift der Bühne neu auszurichten begann, wird dieser Prozess zur Saison 2018/19 mit dem Ballett abgeschlossen. Trabusch: „Ich freue mich sehr, dass Würzburg mit Dominique Dumais und Kevin O’Day zwei herausragende Choreografen und Tänzer gewinnt. In ihrer 14-jährigen Tätigkeit als Leitungsteam am Nationaltheater Mannheim haben die beiden eindrucksvoll gezeigt, wie sich ein Ballettensemble gemeinsam mit einem begeisterten Publikum auf eine ästhetisch vielseitige und spannende Reise begeben kann.“ Es sei ihm bei der künftigen Neuausrichtung des Balletts wichtig, dass sich alle drei Sparten des Mainfranken Theaters gegenseitig befruchteten und eine gemeinsame künstlerische Handschrift erarbeiteten, so der Intendant.

„Die Arbeit mit einem festen Ensemble in unmittelbarer Nachbarschaft zu Schauspiel und Musiktheater an einem Stadttheater ist etwas ganz Besonderes, gerade im Tanz“, begeistert sich Dominique Dumais. „Wir werden gemeinsam Uraufführungen entwickeln und Experimente wagen, wir werden von klassischer und zeitgenössischer Musik ausgehen, auch von Literatur und anderen Künsten“, ergänzt die designierte Ballettdirektorin.

Artist in Residence als Novum für Würzburg

Eine neue Konstellation an der Spitze der Ballettsparte schafft Intendant Trabusch mit der Position „Artist in Residence“, die er an Kevin O’Day vergibt. „Ich freue mich darauf, am Mainfranken Theater und an der Seite von Dominique Dumais als Hauschoreograf, Trainingsleiter, Berater und Impulsgeber fungieren zu dürfen“, kommentiert O’Day seine Berufung nach Würzburg. Intendant Markus Trabusch möchte mit der neuen Leitungsstruktur die Grundlage für ein breites künstlerisches Spektrum schaffen. Dafür stehen auch Dumais und O’Day, die punktuell immer wieder hochkarätige Partner für Bühnen- und Kostümbild, Lichtdesign und Musik aus Amsterdam, New York oder beispielsweise aus Toronto in ihre Arbeit einbeziehen wollen.

Aufbau eines vielseitigen Repertoires

Als Ballettintendant des Nationaltheaters Mannheim leitete Kevin O’Day gemeinsam mit Dominique Dumais, die in Mannheim zuletzt als stellvertretende Intendantin der Ballettsparte firmierte, das nach ihm benannte Kevin-O’Day-Ballett. Seit der Spielzeit 2002/03 bis zu seiner Abschiedssaison 2015/16 verantwortete das Duo in Mannheim mehr als 40 Tanzproduktionen, darunter zahlreiche Ensemblestücke mit Live-Musik, mehrteilige Ballettabende sowie große Themen- und Handlungsballette.

Von ihren Mannheimer Produktionen möchten die beiden erfahrenen Choreografen einige besonders erfolgreiche auch nach Würzburg bringen, beispielsweise Der kleine Prinz, eine Literaturadaptation nach Antoine de Saint-Exupéry, sowie Chansons, ein Stück, in dem berühmte Lieder von Jacques Brel oder etwa Carla Bruni in kleinen Geschichten vertanzt werden. „Mir ist es wichtig, ein vielseitiges Repertoire aufzubauen und ein starkes Ensemble aus Solisten zu entwickeln, denn meine Stücke entstehen in enger Zusammenarbeit mit jeder einzelnen Tänzerin und jedem einzelnen Tänzer“, beschreibt Dumais ihre Pläne für Würzburg.

Keine Kürzungen im Ballett

Die Größe der Sparte bleibt unterdessen erhalten. Markus Trabusch ist es ein Anliegen, dass die Compagnie auch künftig zwölf Tänzerinnen und Tänzer umfasst und es hier zu keinerlei Kürzungen kommt.

Im Rahmen seiner Pressekonferenz zur Zukunft des Würzburger Balletts zollte Trabusch der scheidenden Spartenleiterin Anna Vita größte Anerkennung für ihr bisheriges Schaffen und lud zugleich zu den noch kommenden Neuproduktionen ihrer Abschiedssaison 2017/18 ein. Verständnis zeigte der Intendant für die Sorge, mit der manch treuer Ballettfreund dem Weggang Vitas entgegenblicke. Doch auch solche Wechsel gehörten zum künstlerischen Schaffen dazu, denn Veränderung sei ein für das Theater unabdingbarer Prozess. Markus Trabusch: „Die Bühnenkunst braucht den Wandel, die Erneuerung, sie darf nicht erstarren.“ Er sei davon überzeugt, dass sich das Würzburger Publikum auch mit der Arbeit der neuen Ballettleitung interessiert, begeisterungsfähig und konstruktiv auseinandersetzen werde, so Trabusch.

Über Dominique Dumais

Dominique Dumais wurde in Lac St-Jean in Quebec (Kanada) geboren und absolvierte ihre Tanzausbildung an der National Ballet School in Toronto. Nach ihrem Abschluss 1986 war sie Mitglied des kanadischen Nationalballetts, wo sie im klassischen ebenso wie im zeitgenössischen Repertoire tanzte.

Im August 2002 wurde Dumais Hauschoreografin und stellvertretende Direktorin der Dance Company des Nationaltheaters Mannheim, wo sie bereits eng mit dem Direktor Kevin O’Day zusammenarbeitete. Von März 2013 bis August 2016 hatte sie dort die Position der stellvertretenden Ballettintendantin inne. Seit September 2016 ist Dominique Dumais als freie Choreografin und Ballettlehrerin tätig.

Als Choreografin hat Dumais mehr als 40 Originalwerke produziert und unter anderem für das Ballet of Canada, das Ballet British Columbia, Les Ballets Jazz de Montreal, das Alberta Ballet, die Komische Oper Berlin, das Ballett in Augsburg und Het Nationale Ballet in Amsterdam gearbeitet.  Mit ihren Choreografien The weight of absence, One hundred words for snow und Fading Shadows / Returning Echos war sie jeweils für den kanadischen „Dora Mavor Moore Award“ nominiert, den bedeutendsten kanadischen Theaterpreis. Dumais arbeitete mit zahlreichen internationalen Choreografen wie etwa William Forsythe zusammen.

Über Kevin O’Day

Der Amerikaner Kevin O’Day wurde in Phoenix (Arizona) geboren. Im Jahr 2002 wurde er Künstlerischer Leiter des Nationalballetts in Mannheim, welches daraufhin in Kevin-O’Day-Ballett umbenannt wurde. Von 2013 bis 2016 hatte er am Nationaltheater Mannheim die Position des Ballettintendanten und Stellvertretenden Betriebsleiters inne.

O’Day hat in seiner Laufbahn mehr als 60 Originalballette choreografiert. Er setzte unter anderem Werke für das New York City Ballet, das Ballet British Columbia, das Stuttgarter Ballett, Les Ballets de Monte Carlo, das Pacific Northwest Ballet, das Ballet Argentino, das Königlich Dänische Ballett und das Ballett Augsburg um.

Kevin O’Day erhielt seine  frühe Tanzausbildung an der Joffrey Ballet School in New York, an der er später auch Mitglied des Ballettensembles war. Von 1983 bis 1988 war O’Day Solotänzer für Twyla Tharp. Von 1988 bis 1991 war er Solist im American Ballet Theatre, bevor er sich dem Frankfurter Ballett anschloss. Von 1992 bis 1995 war er Mitglied des White Oak Dance Project von Mikhail Baryshnikov.

Im Jahr 1994 lud Baryshnikov O’Day ein, ein neues Werk für das White Oak Dance Project zu choreografieren, was den Beginn seiner Karriere als Choreograf markierte. O’Day erhielt für seine Choreografien zahlreiche Auszeichnungen und Nominierungen. So war er unter anderem im Jahr 2000 mit „So Pure“ von Alanis Morissette für den MTV Video Music Award in der Kategorie „Beste Choreografie in einem Musikvideo“ nominiert.


Bild: Dominique Dumais und Kevin ODay (Fotos: Antje Landmann und Costin Radu)

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