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Stadtrundgang mal anders

Würzburg – Der Fleischkonsum der Industrieländer sei nicht nur bedenklich für die Umwelt und die eigene Gesundheit. „Da hängt ein Riesenrattenschwanz dran. Die Kette der Fleischindustrie reicht von den Sojabauern in Südamerika über die Pharmaindustrie und deren Pestizide bis hin zu unwürdigen Haltungsbedingungen der Tiere“, erklärte Martin Ladach.

Er ist Ehrenamtlicher der Initiative „Welt.bewusst“ Würzburg und organisiert dort seit 2010 die „Konsumkritischen Stadtrundgänge“ mit. Die weltweiten sozial-ökonomischen Zusammenhänge der Konsumgesellschaft haben etwa 25 junge Leute Ende Oktober, beim Stadtrundgang durch Würzburg erfahren. Die Ehrenamtlichen führen bis zu zweimal im Monat zum Thema Konsumkritik durch die Innenstadt.

Diesmal wurde der Rundgang vom Arbeitskreis „ÖKOmenisch Welt FAIRändern“ mitorganisiert, der ein Projekt der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) und der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) ist. „Wir wollen natürlich nicht nur den Zeigefinger erheben und zeigen, wer blöd und schlecht ist. Vielmehr möchten wir Handlungsalternativen aufzeigen und Antworten auf Fragen geben wie ‚Was können wir hier konkret tun und besser machen?‘“, sagte Ladach.

15 Stationen beim Stadtrundgang

Ehrenamtliche haben laut Ladach insgesamt 15 Stationen vorbereitet, wovon immer drei bis vier pro Stadtrundgang angesteuert werden. Die erste Station des Rundgangs nahm diesmal das Thema Ernährung in den Blick. „Die Fotos hier zeigen, was man bewusst oder unbewusst mitkonsumiert.“ Bilder von gerodeten Wäldern und Menschen im Schrott auf Mülldeponien wurden auf dem Boden ausgebreitet.

In die offene, kritische Diskussion brachten sich viele der Teilnehmer ein. Die Kettenreaktion der unfairen Produktionsverhältnisse wurde auch an Station zwei und drei analysiert, die die Konsumgesellschaft in Bezug auf Elektrogeräte und Kleidung betrachteten. Erklärtes Ziel sei konstruktive Konsumkritik, sagte Ladach. So steuerte der Rundgang neben einer Reparaturwerkstatt für technische Geräte und Handwerkerzubehör auch ein Nähcafé an. Dort könne man getragene Kleidung selbst reparieren oder auch Nähkurse besuchen. Eine Entlastung der Umwelt sowie der Menschen, die in der Produktionskette ganz unten stehen, könne durch Recycling und Fairtrade-Produkte erreicht werden.

Plakate und Berichte von Einzelschicksalen

Ergänzt wurden die Stationen durch Plakate und Berichte von Einzelschicksalen, die die ehrenamtlichen Stadtführer unter den Teilnehmern verteilten und vorlesen ließen. So wurden individuelle Perspektiven der Leidtragenden in der Produktionskette deutlich. Das Angebot kam bei den Teilnehmern gut an. „Ich gehe immer auf den Markt in Veitshöchheim, um die regionalen Bauern zu unterstützen“, erzählte eine Gadheimerin. Ihr Sohn sei jetzt im ersten Semester. Er habe sie auf den Rundgang aufmerksam gemacht. Für eine kaputte Hose und eine defekte Heckenschere sei sie in ein sogenanntes Repair-Café gegangen, in dem ihr beim Reparieren geholfen wurde.

„Der Legende nach saßen vor einigen Jahren zwei Gelangweilte, die sich im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) befanden, in Göttingen und kamen auf die Idee, Stadtrundgänge mit sozial-ökonomischem Schwerpunkt zu veranstalten.“ So erklärte Ladach den Ursprung des „Konsumkritischen Stadtrundgangs“. Zweimal pro Monat führen Ehrenamtliche die Teilnehmer durch Würzburg und verweisen auf Alternativen für einen sozial-ökonomischen Konsum. „Die Gruppen sind ganz bunt gemischt“, sagte Ladach. Von Schulklassen bis Sozialhilfeempfängern sei alles dabei.

Anmeldung und weitere Informationen zum nächsten Stadtrundgang findet man im Internet unter www.weltladen-wuerzburg.de sowie unter www.khg-wuerzburg.de.


Bild: Die ehrenamtlichen Stadtführer Martin Ladach, Franziska Köller und Sabine Graff (von links) erklären, was bewusst oder unbewusst mitkonsumiert wird. (Foto: Carolin Hasenauer / POW)

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