Gedenken am 16. März: OB Schuchardt: „Krieg wieder blutige Realität“ -  wuerzburg24.com

Gedenken am 16. März: OB Schuchardt: „Krieg wieder blutige Realität“

Würzburg – „Vergeblich suche ich die Kuppeln und Kirchtürme, die einst die Stadt so schön machten…“ – Dem Programmfaltblatt, das alle Gedenkveranstaltungen zum 16. März auflistet, ist dieses Jahr ein Zitat aus Ortrun Scheumanns Tagebuch vorausgestellt. Die damals 20-jährige Frau berichtet wenige Tage nach der Bomben-Nacht tief bewegt von ihren Erlebnissen und Todesängsten.

Ihre Aufzeichnungen von 1939 bis 1945 (2015 herausgegeben vom Stadtarchiv) stellen die schicksalhafte Nacht für Würzburg auch in einen größeren Kontext. Vorausgegangen war dem 16. März die Nazi-Herrschaft, unter der auch Scheumanns weltoffene Familie litt. Wenige Tage später mischt sich bei der Chronistin in die Trauer über die zerstörte Stadt und die vielen Toten der Jubel über das lang ersehnte Kriegsende.

Mahnung des Oberbürgermeisters

Oberbürgermeister Christian Schuchardt mahnte bei der zentralen Gedenkfeier am Hauptfriedhof ebenfalls an, genau diese Zusammenhänge nicht zu vergessen. 4000 Tote und ein durch das Flächenbombardement zu 90 % zerstörtes Würzburg waren grausam und sinnlos: „Aber es war weder ein singuläres Ereignis, noch geschah es grundlos. Es war Teil eines Krieges, der unzählige Städte in vielen Ländern verwüstete und über 50 Millionen Menschen das Leben kostete.“ All dieser Menschenleben wolle man gedenken. Im Jahr 2017 gelte zudem, dass Krieg wieder „blutige Realität“ sei.

Während wir seit über 70 Jahren Frieden haben, befinden sich weltweit so viele Menschen auf der Flucht wie noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Schuchardt stellte beispielsweise mit Blick auf die aktuell zerstörte Stadt Aleppo die Frage: „Warum sind wir nicht dankbarer dafür, dass wir es uns leisten können, den Menschen zu helfen, die in den letzten Jahren als Flüchtlinge zu uns gekommen sind?“

Totengedenken am Hauptfriedhof

Am Hauptfriedhof startete nach dem Totengedenken und der Kranzniederlegung auch die Ökumenische Nagelkreuzinitiative den Weg der Versöhnung, der diesmal unter dem Motto „Versöhnung und Heilung“ in  die Kapelle der Missionsärztlichen Klinik führte. Weitere Formate wieeine Stadtführung konzipiert für Familien, Gottesdienste, das Gedenkkonzert in der Kirche St. Johannis, das abendliche Mahnläuten aller Kirchenglocken Würzburgs oder auch der 23. Würzburger Gedächtnislauf am Samstag bieten ganz unterschiedliche Zugänge, sich mit dem dunkelsten Kapitel in Würzburgs Stadtgeschichte auseinander zu setzen.

Nächstes Jahr findet das zentrale Erinnern an den 16. März bereits im „Park des Gedenkens“ statt. Der Stadtrat beschloss im November 2016 die Neugestaltung des Massengrabs vor dem Hauptfriedhof mit allen bekannten Namen der Opfer auf Glas-platten. Mit der Installation der Fundamente und Tafeln wird voraussichtlich nach den Sommerferien begonnen.


Bild: 72 Jahre nach der Zerstörung Würzburgs: Bürgermeister Adolf Bauer, Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake gedenken am Massengrab vor den Toren des Hauptfriedhofs der Opfer des 16. März 1945. (Foto: Georg Wagenbrenner)

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