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Frauenverbände fordern dringend mehr Plätze in Frauenhäusern

Würzburg – Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig; auch in einer wohlhabenden Gesellschaft wie der Deutschen. Doch es fehlt an Plätzen in Frauenhäusern, in denen sie Schutz suchen können. Um dies zu ändern haben sich die unterfränkischen Frauenverbände zusammengetan und stellen klare Forderungen an die Politik: Mehr Plätze in Frauenhäusern sind dringend nötig.

Es darf nicht dabei bleiben, dass in Bayern jährlich bis zu 2.000 Frauen aus Mangel an Platz und Personal abgewiesen werden müssen, wie eine im Frühjahr veröffentlichte Studie zeigt.

Gewalt an Frauen ist kein Nischenthema

Es betrifft alle Schichten der Gesellschaft

„Wir müssen in der Öffentlichkeit deutlich machen, dass Gewalt gegen Frauen kein Nischenthema ist und nicht nur bei sozial Benachteiligten vorkommt“, sagt SPD-Landtagsabgeordneter Georg Rosenthal bei einem Treffen in der Würzburger Frauenberatungsstelle des Sozialdienstes katholischer Frauen e. V. (SkF) in der Huttenstraße 29b kurz vor der Haushaltsdebatte im bayerischen Landtag am vergangenen Montag.

In einer Gesellschaft, in der jede vierte Frau schon Gewalterfahrungen erlebt habe, stimme grundsätzlich etwas nicht. Rund 140.000 Frauen seien jedes Jahr von körperlicher oder sexueller Gewalt von ihnen nahestehenden Personen betroffen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Staatsregierung das Thema einfach mit Sonntagsreden zudeckt und wegdrückt.“ Die 12 Plätze in unserer Region wirken eher „als symbolisches Feigenblatt für ein mangelhaftes Schutzkonzept.“

Bisher stiehlt sich der Freistaat weitgehend aus der Pflicht: Ein Frauenhaus erhält im Durchschnitt 25.000 Euro Förderung im Jahr. „Das macht nicht einmal 10 Prozent dessen aus, was ein Frauenhaus an finanzieller Ausstattung tatsächlich benötigt“, erklärt Simone Strohmayr, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. Dieser Zuschuss, wurde seit 15 Jahren nicht angehoben oder angepasst. Besonders problematisch ist, dass das Geld nur fließt, wenn auch die notorisch klammen Kommunen mitziehen. Gerade ländliche Kommunen scheuen ein Engagement: „Die Frauenhäuser brauchen ein gesetzlich verbindlich vorgeschriebenes, tragendes Gerüst vom Staat“, so die Politikerin.

Würzburg: Gut die Hälfte der schutzsuchenden Frauen muss abgewiesen werden

Während es auf dem Land bisher keine Struktur gibt, um Frauen Schutz anzubieten, ist es in den Städten an der Tagesordnung, dass sie wegen Überbelegung Frauen abweisen müssen. In der Region gibt es derzeit zwei kleine Frauenhäuser, auf die sich die vorhandenen zwölf Plätze aufteilen. „Auch fehlt es an Personal: 1,25 Stellen für Sozialpädagoginnen und eine halbe Erzieherstelle aus der staatlichen Förderung für die Arbeit mit den oft schwer traumatisierten Frauen und den betroffenen Kindern reichen nicht, selbst unter Berücksichtigung der vielen Ehrenamtlichen, die unterstützend wirken“, erklärt SkF-Geschäftsführer Wolfgang Meixner.

Das SkF-Frauenhaus hat bis Ende November bereits 50 Frauen wegen Überbelegung abweisen müssen. Aufgenommen werden konnten dagegen 18 Frauen. Auch häufen sich schwere Fälle mit Multi-Problemlagen wie psychischen Erkrankung, Sprachproblemen oder Verschuldung: „Es ist ein unheimlich großer Rucksack, den manche Frauen mitbringen“ so Franziska Boes, Leiterin des Frauenhauses im SkF.

Auch das Frauenhaus der Arbeiterwohlfahrt ist dauerhaft überbelegt: Leiterin Brita Richl macht dafür den angespannten Wohnungsmarkt mitverantwortlich. „Die Aufenthaltszeiten haben sich verdoppelt“, berichtet sie. Dabei würden die oft schwer traumarisierten Frauen ein geschütztes und ausreichend betreutes Umfeld benötigen, um genesen zu können. „Dieser Aufgabe können viele Frauenhäuser aufgrund der unzureichenden Finanzierung und dem Fehlen von geltenden Standards bezüglich Personal und Ausstattung, nicht gerecht werden.“

Auch andere Fachberatungsstellen unterfinanziert

Auch die Situation der von Häuslicher Gewalt betroffenen Frauen, die kein Frauenhaus aufsuchen möchten oder können, war Thema der Diskussion. Diese werden u.a. von den Fachberatungsstellen – in Würzburg von Wildwasser Würzburg e.V. – begleitet und unterstützt: In der Phase des ersten Aussprechens, während der Ambivalenz, der Schutzsuche, der Strafanzeige oder im Hinblick auf das Gewaltschutzgesetz bis hin zur Aufarbeitung.

„Im Forderungskatalog der Expertise wird neben den Forderungen zu den Frauenhäusern auch in mehreren Punkten darauf hingewiesen, dass es zu wenig Fachberatungsstellen in Bayern gibt und deren Finanzierung nicht gesichert ist. Für den Zuschuss der „Notrufe für misshandelte Mädchen und Frauen in Bayern“ gilt wie für die Frauenhäuser, dass der Zuschuss (in Höhe von € 19.650.-) seit Jahren nicht erhöht wurde und nur einen Teil der Kosten abdeckt“, so Elisabeth Kirchner von Wildwasser e. V.


Bild: SPD-Landtagsabgeordneter Georg Rosenthal bei einem Treffen in der Würzburger Frauenberatungsstelle des Sozialdienstes katholischer Frauen e. V. (SkF) in der Huttenstraße.

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