„Bistum Würzburg intensiv um Aufklärung des Missbrauchs bemüht“ -  wuerzburg24.com

„Bistum Würzburg intensiv um Aufklärung des Missbrauchs bemüht“

Würzburg – Die Missbrauchsproblematik ist in den vergangenen fünf Jahren im Bistum Würzburg erfolgreich bearbeitet worden. Davon ist Klaus Laubenthal, Ansprechpartner in der Diözese Würzburg für Opfer sexuellen Missbrauchs, überzeugt. „Positiv hervorzuheben ist, dass – im Gegensatz zu anderen Institutionen – die katholische Kirche sich intensiv bemüht, die bedauerlichen Ereignisse aufzuklären.

Es wäre zu wünschen, dass dies auch in anderen Bereichen unserer Gesellschaft so geschehen würde“, sagte Laubenthal am Dienstag, 27. Januar, mit Blick auf seine fünfjährige Amtszeit als Missbrauchsbeauftragter.

Das Bistum Würzburg hatte nach der Aufdeckung von Fällen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen in der katholischen Kirche vor fünf Jahren schnell reagiert: Mit Laubenthal wurde ein externer Missbrauchsbeauftragter eingesetzt, zu dessen wissenschaftlichen Schwerpunkten gerade auch der Bereich des Sexualstrafrechts zählt. Außerdem gibt es seit März 2012 eine Koordinierungs- und Fachstelle „Prävention sexualisierte Gewalt“, die von Schwester Dagmar Fasel geleitet wird, sowie ein eigenes Referat für Präventionsarbeit in der Kirchlichen Jugendarbeit.

3207 haupt- und ehrenamtliche kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bistum Würzburg nahmen nach Angaben Fasels in den Jahren 2013 und 2014 an insgesamt 175 Schulungen zur Prävention teil. Außerdem wurden 35 Multiplikatoren für weitere Schulungen ausgebildet sowie mehrere hundert Gruppenleiter im Bereich der Kirchlichen Jugendarbeit geschult. „Wir sind auf einem guten Weg. Die Resonanz der Teilnehmer ist sehr positiv. Die Präventionsfachstelle hat sich etabliert“, berichtete Fasel.

Die Zahl der Vorwürfe wegen sexualbezogener Missbrauchshandlungen und wegen Grenzüberschreitungen unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit ist nach Angaben Laubenthals in den zurückliegenden fünf Jahren im Bistum Würzburg kontinuierlich zurückgegangen. Im vergangenen Jahr wurden noch vier Vorwürfe an Laubenthal herangetragen. Zwei Vorwürfe richteten sich gegen zwei Priester der Diözese, die weiteren gegen einen bereits verstorbenen ehrenamtlichen Mitarbeiter und einen verstorbenen Ordensmann.

Insgesamt gingen bei Laubenthal in den zurückliegenden fünf Jahren 93 Vorwürfe ein, davon im ersten Amtsjahr Laubenthals allein 62 Vorwürfe. Dazu zählten zum Beispiel auch Falschbeschuldigungen, innerfamiliäre Missbrauchsfälle, Vorwürfe gegen Priester anderer Bistümer oder Mitarbeiter der evangelischen Kirche sowie Vorwürfe gegen Ordensleute, die Laubenthal an die jeweiligen Ordensgemeinschaften weiterleitete.

41 Vorwürfe der vergangenen fünf Jahre betrafen 33 Priester der Diözese Würzburg. Von den beschuldigten Priestern waren zum Zeitpunkt der Anschuldigungen laut Laubenthal bereits 16 gestorben. Von den 17 lebenden Priestern wurden zwölf Priester sexualbezogene Missbrauchshandlungen vorgeworfen. Bei fünf Priestern betrafen die Vorwürfe Grenzverletzungen unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit.

„Die hohe Zahl der Vorwürfe im ersten Jahr meiner Tätigkeit zeigte, dass zunächst viel aufgearbeitet werden musste“, sagte Laubenthal. Die ganz überwiegende Zahl der Vorwürfe habe Jahrzehnte zurückliegende Missbrauchshandlungen betroffen. „Fast alle relevanten Vorwürfe konnten zum einen Teil wegen bereits verstorbener Verdächtiger, zum anderen Teil wegen zwischenzeitlich eingetretener Verjährung strafrechtlich nicht geahndet werden.“ Für Laubenthal ist das erneut Grund, aus präventiven Gründen die Abschaffung der Verjährungsfristen bei sexuellem Missbrauch zu fordern.

Täter sollten bis zum Lebensende damit rechnen müssen, strafrechtlich verfolgt zu werden. Von den zwölf in den vergangenen fünf Jahren an die Staatsanwaltschaften übermittelten Vorwürfen seien neun Ermittlungsverfahren und zwei Vorermittlungsverfahren wegen Verjährung eingestellt worden. Bei einem ehrenamtlich im Bistum Würzburg tätigen kirchlichen Mitarbeiter sei es zu einer strafgerichtlichen Verurteilung gekommen.

Seit 2011 ist Laubenthal auch für die Entgegennahme von Anträgen auf finanzielle Leistungen in Anerkennung des Leids Betroffener zuständig. Elf Personen, die als Minderjährige durch Priester oder andere kirchliche Mitarbeiter sexuell missbraucht worden sind, haben seither eine finanzielle Leistung erhalten. Insgesamt zahlte die Diözese Würzburg bislang 50.000 Euro, die nicht aus Kirchensteuermitteln entnommen wurden.

Die von der Deutschen Bischofskonferenz erarbeiteten „Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker, Ordensangehörige und andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ haben sich nach den Erfahrungen Laubenthals bewährt. „Als Missbrauchsbeauftragter kann ich damit klar arbeiten. Sie bieten viel Flexibilität, wenn es um die Anwendung im Einzelfall geht.“


Bild: Im Bistum Würzburg sind im Jahr 2014 erstmals Multiplikatoren zur Prävention sexualisierter Gewalt in der Jugendbildungsstätte Haus Volkersberg ausgebildet worden. Durchgeführt wurde die Ausbildung von der Koordinierungs- und Fachstelle sexualisierte Gewalt im Bistum Würzburg unter Leitung von Schwester Dagmar Fasel (2.v.l.), in Zusammenarbeit mit dem Referat für Präventionsarbeit der Kirchlichen Jugendarbeit Würzburg.(Foto: privat)

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